Krieg der Konsumenten

Gerade bin Ich bei Twitter über einen Artikel vom Volksverpetzer gestolpert: „BIOMARE LISTET PRODUKTE AUS – DIE TOTALITÄRE AFD DREHT DURCH„. 

Kurze Zusammenfassung: Biomare ist ein Bio-Supermarkt in Leipzig. Dieser hatte bisher Bio-Produkte der Firma „Spreewälder Hirsemühle“ im Programm. Nun ist der Geschäftsführer dieses Unternehmens Parteifunktionär der AfD und Klimaleugner. Also kann man meiner Meinung nach zumindest folgern dass besagter Herr kein „Überzeugungs-Bio’ler“ sondern ein „Kapitalimus-Bio’ler“ der „Bio“ nur herstellt und aufs Produkt draufpappt weil er damit mehr verdienen kann. Aufgrund der Parteitätigkeit besagten Geschäftsführers wurden in dem Supermarkt die Produkte der Firma ausgelistet. 

Das rief natürlich eine ganze Menge „Wutbürger“ in den sozialen Netzwerken auf den Plan die nun zum Boykott des Lepziger Biomare Supermarktes aufriefen. 

Aktio und Reaktio. So weit so unspektakulär, finde Ich. 

Dies ist nun aber nicht der erste Artikel mit ähnlicher Tonalität den Ich gelesen habe. Siehe dazu: „DIE INZWISCHEN VERDAMMT LANGE LISTE AN DINGEN, DIE RECHTE BOYKOTTIEREN„. Hier geht es darum dass „besorgte Bürger“ und „Patrioten“ keine Cola mehr kaufen können (Weil sich die Marken geschlossen nicht von der AfD vereinnahmen lassen wollen), auch keine Toblerone (weil schon immer „halal“ nur jetzt mit Hinweis auf der Packung), ausserdem können Sie keine Verträge mehr mit Vodafone abschliessen (weil „gemischtrassiges“ Paar in der Werbung (UMVOLKUNG!!! BEVÖLKERUNGSAUSTAUSCH!!11!!!!einself!1!!)), sie können keine „Lichtermärkte“ mehr besuchen (die nicht erst seit der Flüchtlingskrise wegen der „vielen“ neuen Muslimen im Land so heissen und nicht „Weihnachtsmarkt“, sondern schon teils seit Jahrzehnten), sie können bei REWE keine Schokolinsen von JA!, also eine art Smarties der Hausmarke, mehr kaufen (auf der Packung steht „(Ja! zu) Vielfalt & Toleranz“ was ja GANZ eindeutig an der Vergewaltigung einer Frau durch Asylbewerber in Freiburg verantwortlich ist!) ebensowenig wie Reinigungsmittel von „FROSCH“ (gleicher Grund), und „Becks“-Bier (weil auf dem Etikett steht „gegen braune Flaschen“. Lustig: weil Becks Bier = grüne Flaschen & „Braune-Flaschen“ = Nazis, verstehste, verstehste, heh! Lustig!) und so weiter, und so weiter…..

Ähm, jaaaaa…….

Meine Güte. Das muss verdammt anstrengend sein. Wie geht das denn dann mit dem Einkaufen? Hat man da eine Liste dabei mit Sachen die man nicht mehr kaufen darf? Gibt es da eine App, die einen benachrichtigt wenn was neues dazu kommt? (Push Benachrichtigung: „Meister Propper findet Flüchtlinge „dufte“ – sofort boykottieren!“) Kann man sich da vielleicht auf ein allgemeines Symbol oder so einigen dass man auf dem Produkt oder am Supermarktregal anbringen kann, bei dem der „besorgte Bürger“ sofort erkennen kann was er nicht mehr kaufen darf?

Nunja…..

Wenn man das nun aber miteinander vergleicht: Beide Seiten boykottieren Produkte deren Hersteller nicht die eigene politische Meinung vertreten. 

Nun bin Ich natürlich auch kein Freund der AfD und halte so ziemlich alles was diese „Partei“ verzapft vor „brauen Mist“. Ich habe bei den letzten Wahlen auch meine Kreuzchen auf der entgegengesetzten Seite des Parteienspektrums gemacht. Aber wenn man das mal zu Ende denkt: Wo führt das eigentlich hin?

Haben wir in 10 Jahren oder so dann „linke“ Supermärkte die „linke“ Produkte vertreiben und „rechte“ Supermärkte die „rechte Produkte vertreiben? Toblerone und Coca Cola beim „Toleranz-Markt“ und Produkte der „Spreewälder Hirsemühle“ im „Bio-Heil-Laden“ (wer in diesem Artikel schlechte Wortspiele findet darf sie behalten)?

Ich finde das eine sehr spannende und interessante Entwicklung der letzten Jahre die einerseits einhergeht mit dem erstarken des rechten politischen Randes und der mittlerweile sehr etablierte Gebrauch von Social Media. 

Wenn Ich mal in meine Kindheit in den 90er Jahren zurück denke, da wo alles noch so schön einfach und unbeschwerlich war, konnte man sich sowas gar nicht vorstellen. Wenn da der Chef von Henkel (Weisser Riese, Ariel etc.) z. B. (achtung: es folgt ein ganz mieses Wortspiel!) „braune Flecken“ auf seiner „weissen Weste“ gehabt hätte oder irgend ein Quandt von BMW (sieht man mal von der Vergangenheit der Familie ab), oder ein Chef einer 100 Mann „Butze“ aus „Hintertupfingen“ die, was weiss Ich, Apfelsaft herstellt und „braune Äpfel“ im Stammbaum hat, sich nicht öffentlich davon distanziert, dann hätte das keine Sau interessiert. 

Es gab damals noch den so genannten „Presse-Filter“. Warum hätte die Bildzeitung über Apfelsaft aus Hintertupfingen schreiben sollen, warum hätte sich die FAZ den Anzeigenkunden BMW verprellen sollen usw. 

Heute in Zeiten von Social Media ist jeder Nutzer auch gleich immer ein „Sender“ der seine eigene Zeitung oder seine eigene Sendung machen kann. Und so kann es dazu kommen dass die ganze Republik davon erfährt dass ein Supermarkt in Leipzig keine Hirse aus dem Spreewald mehr verkauft. 

Ob das so gut ist, darüber kann man streiten. Ich denke da eher an „Reizüberflutung“. 

Nunja.

Gut, Ich kann sagen, wenn Ich keine Hirse mehr aus dem Spreewald kaufe gehen meine 99 ct nicht über Umwege in die AfD Parteikasse. Aber wo will man da beginnen und wo aufhören? 

Hier in Dresden bekam ein Restaurant unlängst Probleme weil Sie ein Veranstaltungsort der jungen Alternative waren auf der „Björn“ Höcke auftrat. Auch hier kann man meiner Meinung nach darüber streiten ob die AfD eine demokratische Partei oder nur eine demokratisch gewählte Partei ist. Ich glaube Ich als Gastronom hätte einer Veranstaltung der „JA“ keine Zustimmung gegeben und direkt bei der Buchungsanfrage eine Absage erteilt. Aber gut. 

Am Ende kann man feststellen dass wir in einer medial sehr spannenden und hitzigen Zeit leben in der (zu) viele Menschen Ihre Meinung ins Internet blasen können (da nehme Ich mich nicht aus!) die (im Gegensatz zu mir) auch wenn Sie im Unrecht sind das nicht zugeben wollen und die damit andere Menschen anstecken und immer neue „Gegner“ suchen gegen die sie vorgehen können. Und wenn es die Toblerone ist…..

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