Vorgestern waren wir mit Bekannten essen als mich meine Cousine anrief. Die Cousine, die noch die einzig verbliebene Leitung zwischen meiner Tante und dem Rest der Familie darstellt.
Sie hat versucht mit meiner Tante zu reden, was aber leider in letzter Zeit immer schlechter klappt. Es droht, dass auch Sie den Draht zu Ihr verliert.
Seit dem Tod meines Onkels scheint es mit Ihr immer mehr bergab zu gehen. Immer mehr Alkohol (hab Ich eigentlich hier schon berichtet, wie sie vor ein paar Wochen im Suff in der Kneipe vom Stuhl fiel, ins Krankenhaus kam und dann beinahe auch in die Psychiatrie weil Sie im Krankenhaus Randale gemacht hat? Ich glaube ja. Egal.), vielleicht auch immer mehr Hasch (hat Sie zumindest früher immer oft gebracht) und so weiter.
Meine Cousine meldete sich also vorgestern bei mir, dass meine Tante nun so sauer über unser Zerwürfnis sei oder über was auch immer, dass Sie den (Ver)Kauf(s)vertrag über Opas Haus, so es denn irgendwann endlich einmal dazu kommen sollte (Meine Cousine und Ich haben uns Samstag noch mal zu einem “Beschwichtigunsabendessen” mit den Käufern getroffen wo uns versichert wurde dass bis Ende Februar alles über die Bühne sein soll) nur unterschreiben wolle, wenn Ich die Fotoalben von Opa die Ich mir unter den Nagel gerissen habe rausrücke.
Davor hatte Ich seit Monaten Angst.
Ich hab mir ja von Opa neben Werkzeug, kistenweise Dekokrempel von Oma, über 100 selbstgemalte Bilder, ca. 30 kleinen Umzugskisten mit Büchern und 10 kleinen Umzugskisten mit Schriften von Opa auch die Fotoalben eingepackt.
Seit dem Tag an dem Ich das bei Mama eingelagert habe, hatte Ich Angst, dass dieser Tag nun kommen würde und jemand diese Sachen einfordert. Und nun ist er da…
Ich meine, irgendwie hab Ich ja kein Recht die Sachen zu behalten andererseits hab Ich es doch.
Ich bin zwar kein Erbe, meine Mutter ist einer, aber mein Opa hatte in einer Art Testament Schrägstrich Abschiedsbrief geschrieben, es solle sich vom Hausrat jeder das nehmen was er will.
Ich hatte die Bücher und Fotoalben damals lange stehen lassen, monatelang. Da hätte sich jeder was wegnehmen können. Hat aber niemand. Und Ich hätte damals auch nichts gesagt, auch wenn Ich mir sicher bin dass es mir damals auch schon schwer gefallen wäre loszulassen. Ausserdem ist es DIE Tante die sich da beschwert, die damals als aller erstes von den Erben durchs Haus ging und überall Klebezettel mit Ihre Namen verteilte, mit Dingen die Sie gerne hätte, ohne die anderen zu fragen (Was den anderen Erben auch sauer aufgestossen ist). Da hätte Sie auch einen an die Fotoalben machen können…
Mein Problem ist, dass Ich meine Erinnerungen gerne in verstofflichter Form vorliegen habe und das gerne auch bis zum Exzess.
Ich habe noch alle meine Kinderbücher (wo meine Bilderbücher aus frühester Kindheit sind, weiss Ich leider nicht, Ich muss mal unser Haus auf links drehen. Da war immer so ein altes Bilderbuch über die Müllabfuhr das mir bis heute nicht aus dem Kopf geht…), Ich bekomme jedes mal noch ein Stich ins Herz, wenn Ich mein altes Schlafzimmer betrete, in dem früher mal eine Kiste alter Pornohefte und Beate Uhse Kataloge stand, die meine Mutter einfach mal so weggeworfen hat als Ich in Dresden wohnte (Das ist jetzt nicht nun so dahin gesagt! Es vergeht tatsächlich kaum ein Tag, seitdem Ich wieder in meinem Elternhaus wohne an dem Ich nicht an diese Pornokiste denke!). Genauso geht es mit mit einer Kiste alter Poster und Plakate, die laut meiner Mutter sogar mein Vater vor seinem Tod 2009 noch weggeschmissen haben soll. Es vergeht keine Woche, in der Ich nicht an diese Dinge denke! An manchen Tagen belastet mich das sehr.
Seit dem Anruf meiner Cousine vor zwei Tagen habe Ich schlecht geschlafen, muss feuchte Augen bei dem Gedanken an den Verlust dieser Fotoalben unterdrücken und fühle mich einfach nur schlecht.
Nun lasse Ich gerne jedweden moralischen Vorwurf mir gegenüber zu dass Ich mir das Zeug tatsächlich “unter den Nagel gerissen” habe. OK. Punkt für euch.
Mir aber egal.
Ich hab nach dem Anruf tatsächlich eine Sekunde lang darüber nachgedacht, die Fotoalben rausrücken. Je länger dieses Telefonat nun aber schon her ist um so weniger nin Ich dazu bereit. Mittlerweile bin Ich an einem Punkt an dem Ich das einfach nur noch ablehne. Auch wenn meine Tante nun damit gedroht hat, dem Verkauf nicht zuzustimmen.
Ich meine: SIE will dass das Haus so schnell wie verkauft wird weil SIE zu faul ist noch einmal Hartz 4 zu beantragen. Ausserdem wäre sie schlecht beraten den Deal platzen zu lassen, denn einen Käufer der bereit ist so viel Geld (150.000 €) in diesen unsicheren Zeiten zu bezahlen (wir wollten ja ursprünglich vor der Ukraine-Krise 170.000 €, der Makler hatte uns 120.000 € empfohlen) werden wir wohl nicht mehr bekommen.
Meine Nerven sind sozusagen mittlerweile auch mehr als überstrapaziert. Ich will dieses scheiss Haus nun endlich loswerden um dieses ganze Thema Erben und Tante hinter mich zu bekommen. Je schneller das Geld verteilt ist und jeder seiner Wege ziehen kann um so besser.
Meine Hoffnung ist nun, dass die olle Suffnase von Tante in Ihrem Suffkopf vergisst dass Sie das Zeug haben will (oder dass sie vom Bus überfahren wird). Ansonsten gehe Ich nun schon mal ans wetzen der Messer…
Oh Mann, so langsam frage Ich mich echt: Wie konnte Ich nur so werden…
Drucken / als PDF speichern
