Das zweite Zimmer

Seit gut einem Jahr wohne Ich nun schon wieder bei meiner Mutter in meinem Elternhaus. Das klappt mal mehr und mal weniger gut. Wir versuchen uns mittlerweile so gut es geht aus dem Weg zu gehen.

Das klingt schlimmer als es ist, bedeutet aber nur, das wir versuchen nicht den ganzen Tag aufeinander zu sitzen. Die Tage haben wir auch mal einen Film am Abend geschaut oder wir essen regelmässig zusammen. 

Manchmal ist mir aber auch dieses gemeinsame essen oder wenn meine Mutter am Abend sich mal fünf Minuten auf mein Bett setzt um zu quatschen zu viel. Anderthalb Jahre war Ich vor meiner “Rückkehr” ja alleine zu Hause im Homeoffice. Andere Menschen sah Ich da ja nur am Wochenende, wenn Ich im Supermarkt einkaufen war. Das war auch nicht ideal. 

Schön wäre eine Mischung aus unter der Woche niemanden sehen und am Wochenende jemanden treffen. 

Eine Idee war ja, wenn meine Mutter mal hier ausgezogen und Ich hier fest eingezogen bin dass dann mein Cousin mit seiner Frau in die Einliegerwohnung hier bei mir im Erdgeschoss einzieht, in der nun unser Mieter wohnt. 

Doch so sehr Ich mich für meinen Cousin und seine Frau freuen würde, wenn sie hier eine schöne Wohnung mit Balkon- und Wintergartenmitbenutzung bekommen würden, so sehr habe Ich auch Angst davor, das Haus nicht für misch alleine zu haben. 

Ein wenig erinnert mich das an die Situation, als meine Oma damals 2011 gestorben ist. Mein Onkel, ist, nachdem er die Beziehung zu der Mutter seiner Kinder in den Sand gesetzt hatte (oder wie auch immer das war, Ich war nicht dabei), irgendwann Anfang der 90er wieder in sein Elternhaus eingezogen. Dort lebte er gute 20 Jahre in einem Zimmer mit den Maßen 2,5 x 3,5 Meter. Mit einer Klappcouch, einem Kleiderschrank, einem Nachttisch, einem Beistelltisch, einer Fernsehbank und drei Wandregalen. 

Als meine Oma dann gestorben ist, hat er sich mit seinem Vater so in die Wolle gekriegt dass er es dort nicht mehr ausgehalten hat. Nachdem meine Oma als “Puffer” weggefallen ist, zog er dort aus und bei uns in der Einliegerwohnung ein. 

Von meiner Mutter kam damals immer wieder die Frage auf, warum mein Opa meinem Onkel nicht angeboten hat, das zweite alte Kinderzimmer, das mittlerweile ein Puppen-sammel-Zimmer und Fernsehzimmer ist zu geben. Schliesslich habe er ein ganzes Haus für sich alleine, nach dem Tod von Oma. 

Jetzt, da die Idee mit der Wohnung für meinen Cousin aufkam, fühlte Ich mich an die damalige Diskussion erinnert. Ein wenig wäre es ja was anderes: Bei meinem Opa hätten zwei Menschen in der selben Wohnung gelebt (Einfamilienhaus), bei mir würden mein Cousin und seine Frau in einer eigenen Wohnung im Erdgeschoss wohnen und Ich im ersten und zweiten Stock. 

Trotzdem. Ich weiss nicht…

Bin Ich mittlerweile zu sehr Menschenhasser geworden, als dass Ich das Risiko eingehen wöllte mit jemand anderem im selben Haus zu wohnen? 

Wenn man alleine wohnt, kann man auch mal ungestört nackt vom Bett übern Flur an den Kühlschrank und wieder zurück watscheln oder was auch immer. Unser Haus hat zwar zwei mehr oder weniger klar abgetrennte Wohnungen, dennoch ist es eher offen und es werden keine Türen abgeschlossen. Schwer zu erklären. 

Ich weiss nicht, ob Ich mittlerweile nicht zu sehr der “lonsesome rider” bin um mich auf dieses Abenteuer einzulassen. Mit meinem Onkel hätte Ich mir das damals vielleicht vorstellen können. Mit meinem Cousin weiss Ich nicht. 

Ist es egoistisch, ein ganzes Haus für sich alleine haben zu wollen? Ich weiss es nicht…

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