Ja, im Januar diesen Jahres hab Ich ja eine Woche Urlaub in NRW gemacht. Je mehr Zeit Ich nun hatte darüber nachzudenken bin Ich mir nicht mehr ganz so sicher ob das anscheinend sehr katholische Rheinland wirklich die Gegend ist in die Ich ziehen will. Meinen Sommerurlaub will Ich daher im Mittelrheintal / in der Eifel verbringen und mir auch diese Ecke Deutschlands mal genauer ansehen.
Eins steht aber fest: Ich will definitiv aus Sachsen wegziehen, wenn möglich schon im kommenden Jahr.
Warum?
Nun, Ich habe mich seit dem Wegzug meines Freundes Peter vor ein paar Jahren hier in Dresden überhaupt gar keine persönlichen Kontakte mehr. Ich hab zwei Nachbarinnen mit denen man zwar mal einen Schwatz auf dem Flur hält aber das war es dann auch schon.
Gerade eben hab Ich mit einer Kollegin telefoniert die Ich schon lange nicht mehr gesprochen habe und wir kamen auch auf das Thema Umzug zurück. Sie sagte mir, Ich hätte ja früher im Büro schon immer gesagt dass mir die Kontakte die Ich auf der Arbeit habe reichen würden und dass Ich dann froh war wenn Ich nach Feierabend und am Wochenende meine Ruhe gehabt hätte und genau so war es ja auch.
Doch am 20.3. beginnt nun mein drittes Homeoffice-Jahr und so langsam merke zunehmends Ich wie das auf die Dauer einfach nicht mehr schön ist. Ich merke wie gut es mir tut Zeit hier bei meiner Mutter und meiner Rest-Familie zu verbringen und wie vereinsamend mein Leben in Dresden in den letzten Monaten war.
Wenn wir von meinem Opa nun ein wenig Geld geerbt haben, werde Ich zusehen dass Ich den Sommerurlaub 2023 nutze um aus Dresden wegzuziehen. Wieder in den Westen. Zur Not auch in die Nähe von / bzw. wieder nach Kaiserslautern. Mal sehen.
Ja, im Juli 2019, anderthalb Monate vor der sächsischen Landtagswahl, erschien auf Krautreporter der Artikel „Der Osten gehört nicht zu Deutschland“ und so lange hab Ich diesen Artikelentwurf hier für einen Blogpost auch schon in meinem Vorlagenordner herumliegen.
Ich hatte also vor zwei Jahren schon mit dem Gedanken gespielt wieder gen Westen zu ziehen und Ich muss sagen dass sich dieser Wunsch seit Corona noch mehr verfestigt hat. Ein Grossteil der Schuld daran tragen auch die sogenannten “Querdenker” und “Spaziergänger” die hier im Osten gefühlt mehr anzutreffen sind als im Westen. (Siehe dazu auch meinen im Juni 2021 veröffentlichten Artikel “Wie eine kleine Begegnung am Freitagabend mich in meinen langfristigen Umzugsplänen bestärkt hat” )
Aber nun gut, lasst uns den Artikel mal auseinandernehmen!
In dem besagten Artikel also wird der Gedanke aufgegriffen, dass die “neuen Bundesländer” nie so wirklich zu Deutschland gehören können, da man dort auf eine ganz andere Mentalität trifft.
Zitat:
“Wenn wir über die Ost-West-Unterschiede Deutschlands nachdenken, suchen wir nach Erklärungen dafür meistens in der DDR-Zeit oder den Jahrzehnten danach. Der britische Germanist James Hawes meint: Wir müssen viel weiter zurückblicken. In seinem Buch „Die kürzeste Geschichte Deutschlands“ (2017) tat er genau das. Hawes erklärte, dass Deutschland ein Produkt der Römer war. Daraus folgerte er aber auch: Der slawische Osten gehört gar nicht dazu. Und er hätte 1991 auch nicht Teil der Bundesrepublik werden sollen.“
[…]
Zitat weiter:
“Die Römer machten vor 2000 Jahren an der Elbe Halt. Und bis 1174 gab es auch keine Deutschen hinter der Elbe. Historisch gesehen ist der Osten kein Teil von Deutschland, er hätte es auch nie werden sollen.
Bonn, Köln, Mainz, Frankfurt, Stuttgart, das waren alles römische Städte, und das war Westeuropa. Nach dem Fall des römischen Reichs wurde Westeuropa im Jahr 800 von den Franken und der Kirche neu gegründet – und durch Karl den Großen von Aachen aus reagiert. Aber auch dieses Reich endete wieder an zwei Flüssen: der Elbe und der Saale.
Ostelbien blieb immer von slawischen Stämmen bevölkert, die heidnisch lebten und den Einfluss der römischen Zivilisation nie zu spüren bekommen hatten.”
Wenn Ich mich heute hier so unter den Leuten umsehe die Ich kenne (was nicht viele sind, die Meisten sind Arbeitskollegen) so habe auch Ich schon festgestellt, dass da nicht viele religiöse Menschen darunter sind. Auch Ich bin ja vor ein paar Jahren aus der Kirche ausgetreten. Vielleicht liegt es aber auch daran dass ich auf dem Dorf groß geworden bin und nicht in der Stadt. Auf dem Dorf gehen halt am Sonntag viele in die Kirche, singen im Kirchenchor, der Kindergarten ist konfessionell, es gibt Kirchefeste oder Feiern der Kirchengemeinde usw. Das gehört halt so zum Dorfleben dazu und wird gar nicht so in Frage gestellt.
Zu der Mentalität muss Ich sagen dass Ich noch nicht all zu viel in Deutschland herumgekommen bin aber Ich war schon in Frankfurt, in Franken, kürzlich in NRW, war mal im Rheintal und vor allem war Ich sehr oft im Schwarzwald, im Badischen und im Württembergischen. Wenn Ich all diese Erfahrungen mit den Menschen die Ich da getroffen habe zusammenziehe, muss Ich sagen dass Ich da einen sehr deutlichen Unterschied zu den Menschen erkennen kann, die Ich in Sachsen kennen gelernt habe. Die Menschen dort waren weltoffener und freundlicher, nicht im Sinne von dass die Leute hier in Sachsen unfreundlich sind, aber sie sind, ja, wie soll man das beschreiben, ja, irgendwie verschlossener. Man hat das Gefühl dass der Sachse “fremden” Dingen (Wessis, Ausländern, neue Sachen generell) eher verschlossener, misstrauischer gegenübersteht. Wo im Westen eher so eine “Schau mer mal was da kommt!”-Mentalität herrscht ist es dort, so habe Ich das Gefühl, so eine “Na, da müssen wir jetzt aber erstmal schauen was da nun schon wieder kommt!”-Mentalität. Ich kann das schlecht in Worte fassen.
Zitat:
“Ganz deutsch wurde [der Osten] nie. Denn die Heiden wehrten sich viel heftiger als erwartet. Letztlich schlossen die germanischen Eroberer lauter einzelne Deals mit den Fürsten Ostelbiens. Die Elbüberquerung sollte sich später als Fehler erweisen.”
Auch Ich als “Wessi” erlebe die “Ossis” hier in Sachsen auch immer wieder als, ja, wie kann man sagen, “wehrhaft”? Man will sich von den “Wessis” nicht diktieren lassen wie man zu leben hat. Vielleicht auch ein Schock und eine Nachwirkung darauf wie damals mit der Lebensleistung der Menschen hier nach der Wende umgegangen wurde. Man hat 20, 30, 40 Jahre in einem Betrieb gearbeitet nur um dann nach der Wende gesagt zu bekommen dass das ja alles Schrott war was man da all die Jahre gemacht hat und dass das unter kapitalistischen Maßstäben auf dem Weltmarkt keinen Bestand hat. Da kann man schon verstehen dass das frustet. Jahrelang waren die Dinge die man produziert hat so gut dass man Sie in den Westen exportieren konnte um an Devisen zu kommen und auf einmal ist das alles nichts mehr wert. (dazu empfehle Ich besonders auch den Artikel „Die Treuhand verständlich erklärt“).
Zitat:
“…es entwickelte sich über Jahrhunderte hin eine autoritäre, antiliberale Politik. Man sehnte sich nach einem Herrscher, einer Politik, die hart durchgreift, falls die Slawen sie wieder vertreiben sollten. […] Man kann es aber auch von Wahlkarten aus dem Kaiserreich oder der Weimarer Republik ablesen, es ist immer dasselbe: der Osten als Hochburg konservativer, autoritärer Mächte.”
Das ist auch die Erfahrung die Ich heute oft mache. Neues wird ein wenig skeptisch beäugt, bei den Grünen gibt es nur “Larifari-Politiker” die noch nie ordentlich gearbeitet haben, kiffen wollen und in Ihrem “Öko-Wahn” nur die heimische Industrie (Lausitzer Braunkohle) zerstören, usw. Viele Leute die ich so höre wünschen sich mal wieder “einen der hart durchgreift und die Sache in die Hand nimmt, einem sagt wo es lang geht”. Es muss ja nicht gleich “ein Adi” sein, aber…
Das könnte vielleicht auch eine Erklärung sein warum in dem Bundesland mit der geringsten Quote an Christen seit 30 Jahren die CDU regiert: Die ist einfach Wertkonservativ und steht nicht gerade für Veränderungen. Einfach schön immer alles so lassen wie es war, denn es ist ja gar nicht so schlecht so wie es ist.
Das erklärt für mich auch warum die AfD hier in Sachsen so viel Zuspruch erhält. Sicher, es gibt hier immer noch viele “Denkzettel”-Wähler, die der CDU in die Suppe spucken wollen oder “den Wessis” einfach mal zeigen wollen dass man so mit den Sachsen nicht umgehen kann, doch im Alltag hab Ich auch schon viel, ja Ich will es nicht Alltagsrassismus nennen, den Begriff finde Ich falsch, aber man könnte sagen beiläufigen Rassismus gesehen. Das Wort Neger geht hier vielen leichter über die Lippen als im Westen, man redet immer noch von “den Fidschis” die es damals im Osten gab, usw. Es ist immer so ein: Ich sag was rassistisches und kichere dann um damit zu zeigen dass Ich weiss dass man das eigentlich nicht mehr sagt. Einfach so ein: “Ich lass mir doch nicht diktieren wie Ich zu reden habe oder sind wir hier bei George Orwell und seinem Neusprech!”. So in Etwa kommt es mir oft vor. Und die AfD ist hier eben die Partei die immer wieder gezielte Tabubrüche verursacht und damit das sogenannte “Overton Fenster” immer weiter nach rechts verschiebt. Ihr Wahlprogramm strotzt nur so vor “Weiter so!”. Sei es die Klimapolitik, der Automobilbau, das gendern oder die Migrationspolitik. Immer alles schön so lassen wie es ist…
Zitat:
“Im Westen war Frankreich ein kultureller Maßstab, man tauschte sich aus. In Preußen herrschte dagegen ein Überlebenskampf gegen Polen, Balten, Schweden und Russen. Und die Idee, die beiden zusammenzuwürfeln, stammt aus dem 19. Jahrhundert. Eine preußische Lüge, die bis heute in unseren Köpfen steckt. […] Pünktlichkeit, Ordnung, Fleiß gelten heute als deutsch, dabei waren das preußische Tugenden, die aus dem Osten importiert wurden. […] Der Kern Deutschlands war immer der Westen, vor allem das Rheinland und die Gegend, die heute Baden-Württemberg heißt. Die Menschen, die dort lebten, galten vor 1871 als warm, sentimental, redlich. In England spricht man von verträumten Bewohnern des Landes der Dichter und Denker, von Poeten und Philosophen.“
Genau das bestätigt auch meine Erfahrungen hier. Viele Menschen die Ich hier kennengelernt habe sind super freundlich und auch zuvorkommend. Meine Mutter wundert sich immer wenn Ich mit Ihr über dieses Thema spreche und versteht nicht was Ich meine. Natürlich helfen die Leute hier der alten Oma in den Bus und auch der Frau mit dem Kinderwagen. Natürlich wird man im Cafe nett und zuvorkommend behandelt, natürlich sind die Leute hier “alle” nett und freundlich (zu uns, denn wir sind ja auch weisse “Biodeutsche”). Doch das ist ja gar nicht das um was es geht. Es ist die Mentalität die dahintersteckt. Vorallem merke Ich es immer wieder wenn man im Gespräche hineinhört. In der Bahn, in der Mittagspause im Restaurant am Nebentisch. Sehr oft geht es um “Uns” und um “Die”. Die, das können die Ausländer sein, die Asylsuchenden, die Wessis, die da in Berlin, usw. Immer wieder wird versucht klare Fronten abzustecken zwischen einem selbst und Menschen von denen man sich distanziert wissen will, mit denen man auch nichts zu tun haben will. Das wirkt schon manchmal sehr befremdlich.
“Die” nehmen und die Arbeitsplätze weg, “Die” vergewaltigen unsere Frauen, “Die” passen hier einfach nicht hin, “Die” sollen gefälligst mal deutsch lernen, “Die” sollen sich bloss an unsere Gesetze halten, usw.
Zitat:
“Ich ahne schon, was Sie über den Nationalsozialismus sagen werden …
Ja, ein Werk des Ostens.
Hitler war Österreicher, die NSDAP eine Idee aus München.
[…] Aber seine politische Tradition stammt von Georg Schönerer – ein Deutschnationaler, der ganz ausdrücklich dem Preußen Bismarck folgte, nicht dem österreichischen Kaiser. Hätte ganz Deutschland 1933 wie München gewählt, oder wie Köln, wäre Hitler nie an die Macht gekommen. Er verdankt seinen Wahlsieg und seine Koalition den Ost-Wählern. Wie gesagt, man braucht sich nur die Wahlkarten anzuschauen. […] Für einen politischen Sieg braucht es […] Hochburgen, und da bleibt es dabei: Der Osten war und ist eine Hochburg. Westdeutschland war nie Naziland, und es wird nie AfD-Land werden.”
Das passt in das Bild das Ich hier immer wieder aufgreife: Viele sehen sich nach einer “starken Hand” die “den Laden in den Griff kriegt”. Man wünscht sich jemanden “der hier mal aufräumt” und “alles wieder in Ordnung bringt” damit alles wieder so wird “wie es früher mal war”. “Preußische Tugenden” eben…
Auch für die “Einfachen Leute” wie meine Arbeitskollegen, die die DDR noch erlebt haben war früher vieles besser. Die Krankenversorgung, die Kinderversorgung, usw. Viele bemängelten dass nach der Wende versucht wurde das westdeutsche Kindererziehungsmodell einzuführen. Das habe sich mittlerweile zum Glück wieder gebessert. Es wäre in der DDR einfach nicht denkbar gewesen dass jemand wie meine Mutter z. B., “nur” weil Sie ein Kind bekommen hat aufgehört hat zu arbeiten. In der “alten BRD” war das normal. Nach 1990 muss es im Osten teilweise, so wie Ich das raushöre, für voll berufstätige Eltern schwerer geworden sein Kinder und Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Der Staat hatte sich früher um solche Sachen gekümmert, nun mussten Eltern sehen wo sie Ihre Kinder unterbrachten. Oder wenn man eine Familie bekommen hat bekam mach auch den Vorzug bei der Wohnung. Dass Kinderlose oder Singles so gut wie keine Chance auf eine Neubauwohnung oder überhaupt auf eine eigene Wohnung hatte wird gerne unter den Tisch fallen gelassen (googeln Sie mal den Begriff „abkindern“). Man pickt sich das raus was einem gefällt und der Rest wird zu “ach jaaa…” verklärt.
Zitat:
“Die Vereinigung war ein Fehler. Ich war damals angehender Dozent für Germanistik. Ich weiß noch, dass wir alle – einschließlich meiner deutschen Freunde – annahmen, dass Ostdeutschland auf Jahre hinweg ein eigenständiger Staat bleiben würde. […] Kohl hat Deutschland vereinigt, um wiedergewählt zu werden. Im Westen hatte seine Beliebtheit gewackelt. Aber indem er dem Osten die D-Mark gab und ein Wirtschaftswunder und blühende Landschaften versprach, wählten ihn die Ostdeutschen – und verhalfen ihm somit wieder zur Kanzlerschaft. Natürlich waren Kohls Versprechen völlig unrealistisch.”
[…]
Zitat weiter:
“Berlin war immer eine Ausnahme. In der Kaiserzeit, in der Weimarer Republik, in den Jahren zwischen Nachkriegszeit und Mauerfall, ist sie immer eine liberale Insel im Osten geblieben. Die natürliche Hauptstadt Deutschlands war sie aber nur in der preußischen Staatstheorie.”
Das ist auch etwas was Ich aus den bisher eher kurzen Besuchen in der Hauptstadt bezeugen kann. Berlin ist eine “Weltstadt” in der Menschen aus fast 200 Ländern wohnen. Berlin war schon immer eine Einwanderungsstadt. Sicher gibt es auch da konservative Menschen, doch selbst die kaufen “bei Ali im Späti” oder “bei Murat das Gemüse”. Dort kann man dem auch nicht so sehr aus dem Weg gehen wie hier in Sachsen. Dresden (und Leipzig noch mehr) sind ja auch Städte mit hohem Zuzug, nicht nur aus dem Bundesgebiet sondern auch aus dem Ausland. Nicht zuletzt wegen den diversen Hochschulen hier. Doch sobald man über die Stadtgrenze kommt nimmt die Diversivität merklich ab. Je mehr man aufs Land kommt und in die kleineren Dörfer fährt desto homogener kommen einem die Gesellschaften vor. Dort gibt es dann höchstens “den Döner”, das war es dann aber auch schon mit dem “Ausländeranteil”.
Wobei, hier muss man auch aufpassen was der “Ossi” so als Ausländer “klassifiziert”. Man hat oft das Gefühl dass hier immer noch ein Unterschied zwischen dem (ehemals) sozialistischen Ausland und den anderen Ländern gemacht wird. Viele hatten hier vor der Wende noch russisch in der Schule und es ist ganz normal nach Polen an die Ostsee in den Urlaub zu fahren. Da muss Ich sagen, als eine Arbeitskollegin mir zum ersten mal erzählt hat dass Sie in den Ferien an die polnische Ostsee in den Urlaub fährt war Ich ein wenig verdutzt. Ich als “Wessi” wäre von mir aus nie auf die Idee gekommen Deutschland über die Ostgrenze hinaus zu verlassen um Urlaub zu machen. Urlaub in Polen oder Tschechien? Wie käme Ich dazu? Da hab Ich noch nie einen Gedanken daran verschwendet. Was aber sagt das über mich aus?
Zitat:
“In Städten wie Pforzheim oder Heilbronn, wo die AfD Stimmen holt, gibt es tatsächlich eine ähnliche Mentalität wie im Osten: Beide Städte sind protestantische Kreise, die sich im zersplitterten Baden-Württemberg gegen Katholiken behaupten mussten. Aber letztlich holte die AfD hier nie so viel wie im Osten, sondern eher um die 15 Prozent.”
Auch das ist für mich eine gute Erklärung, warum die AfD hier hin vielen Orten so eine hohe Wahlquote bekommen hat. Die Rhetorik der AfD bedient, hier im Osten gefühlt noch mehr als im Westen, diese “Wir gegen Die” Agitation. “Wir” Ossis gegen “Die” Wessis, “Wir” Deutschen gegen “Die” Flüchtlinge, usw.
Überall wo sich Menschen gedanklich in der Minderheit fühlen neigen sie wohl zu extremen. Und wenn es “heimlich” ist, denn in der Wahlkabine sieht niemand wo du dein Kreuz machst.
Zitat:
“Mein Eindruck ist, dass Katholiken auf gewisse Weise immun gegen Totalitarismus sind. Sie brauchen keinen autoritären Herrscher oder Parteien, weil sie schon den Papst als Oberhaupt haben. Diese Dualität von Staat und Kirche ist übrigens eine zutiefst europäische Idee, die auf Karl den Großen zurückgeht.”
Auch das passt ins Bild hier in Sachsen: Wir haben hier das Bundesland mit einer der niedrigsten konfessionsrate. Vor Sachsen liegen nur noch Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen Anhalt, ein Platz hinter uns Thüringen. Und das, wo Sachsen mit Wittenberg und Sachsen-Anhalt mit Eisleben sogar zwei namentliche “Lutherstädte” hier im Osten hat.
Zitat:
“[…] die Würzburger, die 1941, auf dem Höhepunkt der Nazizeit, ihren Gauleiter steinigten, weil er ihr Kloster schließen wollte […] Köln, wo die Silvesternacht 2015 passierte – eigentlich ein starkes Argument für die Anti-Flüchtlingspolitik der AfD. Und was passierte? Nichts. Im Rheinland, der Wiege Deutschlands, wird niemals die AfD regieren.”
Die Kirche war ja auch in der DDR in einer Oppositionsrolle. Kirche und Sozialismus passten hier nie wirklich zusammen.
Vielleicht liegt es daran, dass die AfD in NRW nie so stark Fuß fassen konnte wie hier im Osten. Was man auch von den beiden großen Kirchen hält, in Ihrem Grundsatz haben Sie sich dennoch einer gewissen Barmherzigkeit verschrieben, eben das was die von den Nazis hier im Osten so oft beschworene (aber nicht gelebte) “christlich-jüdische Abendland-Tradition” ausmacht.
Zitat:
“[Im Osten] […] wählen viele […] die Linke, die auch anti-westlich und pro-Putin eingestellt ist. Zusammen haben AfD und Linke in den ostdeutschen Ländern, dem ehemaligen Grenzgebiet des römischen Reichs, das Potenzial für mehr als 40 Prozent der Stimmen. Wir haben hier Gebiete, die sich offenbar nicht westlich demokratisieren lassen. Auch nicht mit viel Geld.”
[…]
Zitat:
“Städtische Inseln kann es in Dunkeldeutschland immer geben, und es hat sie auch immer gegeben: Königsberg und auch Berlin waren liberale Hochburgen, während um sie herum der Erzkonservativismus gedieh.”
Das höre Ich in Gesprächen mit “Wessis” auch immer wieder: “Die Ossis” lernen das mit der Demokratie einfach nicht mehr. Die haben zu lange in der DDR-Diktatur gelebt als dass Sie das mit Demokratie noch kapieren könnten und sie geben diese Demokratiemüdigkeit auch an Ihre Kinder weiter.
Zitat:
“Wenn man Ihnen folgt, muss man annehmen, Sie würden die Ostdeutschen gern einmal über ihre Unabhängigkeit abstimmen lassen.
Wenn schon, sollten die Westdeutschen abstimmen, sie wurden damals nicht gefragt. Aber nein, das ist Quatsch. Wahrscheinlicher ist doch, dass die Zeit der Nationalstaaten zu Ende geht. Dann wäre es zumindest möglich, dass sich der Osten, mit Stimmen von AfD und Linke, nicht der EU anschließt – sondern Putin.”
Ja, soweit zu dem Artikel, aber das war ehrlich gesagt nicht der einzigste Anlass zu dem Artikel.
Ein wenig habe Ich ja im Moment Angst dass mir meine Felle davonschwimmen. Wenn die Firma einen nun schon dauerhaft ins Homeoffice stecken will, es immer weitere Konsolidierungen geben soll, warum soll dann nicht auch mein Arbeitsplatz, so wie einige in kleineren Niederlassungen, der Schere zum Opfer fallen?
Und dann?
Da kam in mir wirklich der Gedanke an einen zweiten Neuanfang auf. Noch einmal in eine andere Stadt ziehen.
Nach Dresden kam Ich ja damals nur weil Peter hier bei seinem Studium hängen geblieben ist. Der ist nun aber auch schon lange weg.
Irgendwie werde Ich mit den Menschen hier aber auch nicht warm. Für so einen Eigenbrötler wie mich ist es nicht gut so viele zurückhaltende Menschen um sich zu haben. Wie gesagt, es liegt aber auch an der Mentalität der Leute hier und auch an den teils fragwürdigen politischen Ansichten die es mir nicht leist machen private Kontakte z. B. mit Arbeitskollegen zu knüpfen.
Ich kann mir daher vorstellen in NRW z. B. besser aufgehoben zu sein. Ein Neuanfang in Köln oder im Mittelrheintal vielleicht?
Ich meine irgendwas läuft hier ja schief, wenn Ich in acht Jahren die Ich mittlerweile hier lebe keinerlei private Kontakte geknüpft oder Freundschaften geschlossen habe. Das ist nicht normal. Sicher, das liegt daran dass Ich eher verschlossen bin und Leute brauche die auf MICH zugehen und nicht umgekehrt. Ich bin eben kein “Hallo, hier bin Ich!”-Typ der sich mitten in den Raum stellt und die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Habe Ich mir früher noch eingeredet dass das doch alles ganz schön ist so alleine zu sein usw. bin Ich da mittlerweile einen Schritt weiter. So einen Freund hier in der Stadt oder einen Kontakt mit dem man ab und zu was machen kann und wenn es nur eine Spazierfahrt ins Eiscafe ist wäre nicht schlecht.
Leider habe Ich die Hoffnung, dass das hier in Dresden passieren wird längst abgeschrieben.