Gerade habe Ich mir bei Spiegel Online die Kolumne “Warum Ich meine eigenen Corona-Regeln mache” des vom mir sehr geschätzten Sascha Lobo durchgelesen. Bitte lesen Sie diese und andere seiner Kolumnen NICHT!!! wenn Sie Angst vor Kopfschmerzen durch Kopf <-> Tisch Interaktionen haben!
Ich lese die Kolumne nun schon seit einigen Jahren, aber was Herr Lobo da in den letzten Monaten an Politik-bräsigkeit, digitaler Inkompetenz, versaubeuteln Impfungen und Testungen usw. zusammengeschrieben hat, das lässt selbst einen Demokratiefan wie mich verzweifeln.
Der Artikel beschreibt sehr gut wie es mir in den letzten 12 Monaten, aber vorallem am Anfang der Pandemie im März 2020 ging.
Ich kann mich sehr gut erinnern wie Ich stundenlang das Internet durchsuchte, sowohl auf staatlichen Webseiten als auch auf privaten z. B. von der Lokalpresse oder dem Lokalradio, um eine Übersicht zu finden was nun erlaubt ist und was nicht.
Herr Lobo zitiert hier einen Passus der hamburgischen Coronaverordnung in dem erklärt werden soll wo auf öffentlichen Strassen eine Maskenpflicht herrscht:
»Auf dem Alma-Wartenberg-Platz einschließlich der Bahrenfelder Straße im räumlichen Bereich zwischen und einschließlich den Hausnummern 135 beziehungsweise 146 und den Hausnummern 183 beziehungsweise 188, der Kleinen Rainstraße im räumlichen Bereich bis zu und einschließlich den Hausnummern 3 beziehungsweise 6, der Nöltingstraße im räumlichen Bereich bis zu und einschließlich den Hausnummern 5 beziehungsweise 12, der Friedensallee im räumlichen Bereich bis zu und einschließlich den Hausnummern 7 beziehungsweise 14 sowie der Bergiusstraße im räumlichen Bereich bis zu der Hausnummer 7, freitags, sonnabends sowie an Feiertagen und tags zuvor, jeweils von 18 Uhr bis 4 Uhr am Folgetag«.
Ähm, ja. Alle Klarheiten beseitigt? Mal im Ernst, kann man das noch umständlicher schreiben? Hätte man da keine Karte anfertigen können?
Eines meiner “Hobbys”, das sollte dem geneigten Leser ja mittlerweile bekannt sein, ist das “sinnlose umherfahren mit einem geschlossenen Kraftfahrzeug unter gleichzeitiger Benutzung von Musik aussendenenden elektronischen Geräten und dem Konsum von bei Aldi oder McDonalds gekauften Lebensmitteln”.
Als die Pandemie vor ca. 12 Monaten so richtig an Fahrt aufnahm und Ich mich in meinem Homeoffice regelrecht eingesperrt fühlte war das, und ist es bis heute, ein probates Mittel um mal aus den eigenen vier Wänden herauszukommen und um den Kopf ein wenig freizublasen, wie Ich es gerne nenne.
Ich hatte damals mit einer Kollegin telefoniert und unterhielt mich mit Ihr darüber ob es mir nun eigentlich erlaubt sei, ohne “triftigen Grund” den Landkreis zu verlassen nur um spazieren zu fahren. Ich meine, eine Strafe in Verbindung mit einer Geldbusse war das letzte was Ich riskieren wollte. So setzte Ich mich also an mein Internet und begann zu suchen und zu googlen und zu sichten. Doch nirgends konnte Ich eine “idiotensichere” Erklärung finden was nun erlaubt ist und was nicht.
Ich hätte mir gewünscht, dass es z. B. auf dem Portal coronavirus.sachsen.de einen Button “Das ist erlaubt und das ist verboten” gibt.
Dort wäre eine Übersicht schön gewesen, sagen wir unterteilt in Kategorien:
- Gastronomie
- Restaurants
- Kneipen
- Imbissbuden
- Ausser Haus Verkauf
- …
- Einzelhandel
- Lebensmitteleinzelhandel
- Bau- und Gartenmärkte
- Änderungsschneidereien
- …
- Büros
- Reisen
- Verlassen des eigenen Landkreises
- Verlassen des Bundeslandes
- innergemeinschaftliche Reisen
- aussergemeinschaftliche Reisen
- …
- Treffen mit anderen Menschen
- …
Und so weiter und so fort. Eben eine “idiotensichere” Übersicht was man darf und was man nicht darf.
Wenn man hingegen heute auf https://www.coronavirus.sachsen.de/ geht, muss man erst mal irgendwo ganz weit nach unten scrollen um dort den Button “Aktuelle Regelungen” zu finden.
Dorst stehen kaum und knapp ein paar hingeworfene Sätze was denn so bei einer Inzidenz von soundso erlaubt sein soll und was nicht. Mit erheblichen Lücken!
Zu Beginn der Pandemie vor einem Jahr kann Ich mich erinnern dass Ich mich durch seitenlange Textwüsten gelesen habe die vor Amtsdeutsch nur so strotzen um herauszufinden ob Ich denn nun meinen Landkreis verlassen darf oder nicht. Nach mehreren Stunden habe Ich entnervt aufgegeben. Genauso als Ich herausfinden wollte ob denn ein Urlaub in Berlin erlaubt ist oder nicht. Überall kilometerlanges Bla Bla in Beamtensprech das keine Sau versteht.
Ich meine was soll das? Warum muss man so essentiell wichtige Dinge so derart kompliziert machen.
Wenn man sich dieses Schaubild hier ansieht…
… kann man auch eigentlich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Ich meine, über so ein Schaubild wäre Ich vor einem Jahr überaus dankbar gewesen. Aber was soll man von einer Regierung halten die nach EINEM JAHR! Pandemie gerade mal so eine Übersicht zusammengedengelt bekommt, auf der meiner Meinung nach auch noch die Hälfte fehlt (Reisen z. B.).
Ich hätte mir tatsächlich so ein ganz simples Online-Tool gewünscht in das man z. B. seine PLZ und seinen Wohnort eingibt und der einem dann den aktuellen Inzidenzwert und die dazugehörigen Regeln simpel und einfach erklärt ausspuckt. Ganz einfach. Ganz simpel. So dass es auch der letzte Sonderschulabbrecher mit Hirnschaden kapiert. Das muss doch 2020 in einem Land wie Deutschland möglich sein.
Das Ende von Lied war ja, wie wir wissen, dass Ich einen Urlaubsversuch gestartet habe und vor einem verschlossenen Campingplatz in Berlin gelandet bin. OK, Ich gebe zu, das war zum Teil meine Schuld, Ich hätte da vorher mal anrufen können anstatt einfach draufloszufahren. Aber geschenkt. So kam Ich wenigstens einen Tag mal aus meiner Bude und hab mir statt der Strassen in Dresden und Umgebung mal die die A13, die A100 und ein paar Strassen in Berlin angesehen und hab ausprobiert ob der McDonalds dort genauso lecker und genauso teuer ist wie in Dresden. Seis drum.
Vorhin habe Ich mit meiner Mutter telefoniert. Ich habe in zwei Wochen eine Woche Urlaub und die Frage kam auf ob Ich denn kommen dürfe oder nicht. Ehrlich: Ist mir scheissegal. Seit einem Jahr kasteie Ich mich und vermeide Kontakte wo es geht, da werd Ich mir meinen wohlverdienten Heimaturlaub den Ich dringend brauche um mal was anderes zu sehen als die eigenen vier Wände und den Ich brauche um mal wieder MENSCHEN zu sehen, nicht nehmen lassen. Ich drehe hier sonst noch durch in meiner Isolation!
Dennoch Ich bleibe dabei: Ich halte mich nicht gerade für einen Menschen der mit sonderlich wenig Verstand gesegnet ist. Trotzdem war es mir damals nicht möglich mich umfassend darüber zu informieren was erlaubt ist und was nicht. Mittlerweile ist mir das muss Ich zugeben einfach auch nur noch scheissegal. Ich verhalte mich zumindest nicht sehr “riskant”. Ich treffe keine anderen Menschen, halte Abstand, nutze in geschlossenen Räumen die Maske usw.
Was mich an der aktuellen Regelung aber massiv stört ist die nächtliche Ausgangssperre ab 22 Uhr. Ich habe lange überlegt, kam zu keinem sinnvollen Ergebnis und erst nach einiger Zeit an Netzrecherche konnte Ich herausfinden dass der Sinn der Ausgangssperre der sein soll dass Zusammenkünfte von Menschen verhindert werden sollen. Logisch verstanden habe Ich das bis heute nicht. Ich kenne sogar Menschen die sich dann bewusst Abends vor 22 Uhr getroffen haben um dann die Nacht zusammen zu verbringen (ganz ohne Schweinereien um z. B. zu zocken oder eine Filmnacht zu machen). Meine aktuelle Vermutung geht im Moment dahin dass die Polizei nachts schlafen will und keine Lust hat öffentliche Plätze und Strassen zu kontrollieren. Denn wenn man sich nicht allzu doof anstellt und Samstag Nacht die Mucke bis zum Anschlag aufdreht sollte man es meiner Meinung nach sogar hinbekommen eine 10 Mann Party zu feiern ohne dass es einer mitbekommen. Also was soll das ganze?
Ich jedenfalls, und das ist so ziemlich der einzige Punkt bei dem das so ist, fühle mich in meiner Freiheit beschnitten in der Nacht mit dem Auto sinnlos Kilometer runterzuspulen.
Anstatt eine nächtliche Ausgangssperre zu verhängen sollte man lieber die Schulen und die Kindergärten schliessen und eine Homeofficepflicht einführen.
Überhaupt auch die Art mit der das alles kommuniziert wird. Entweder es wird garnicht kommuniziert, es wird so kommuniziert dass es keiner versteht oder es wird so kommuniziert dass man sich vor den Kopf gestossen fühlt und eigentlich nur noch auf “die da oben” schimpfen kann, was eigentlich gar nicht meine Art ist.
Klare, einfach verständliche Ansagen was wie warum gemacht wird vermisse Ich in den letzten Monaten leider sehr schmerzlich und Ich habe leider auch nicht das Gefühl als dass sich das irgendwann einmal ändern wird.
Bei so einer beschissenen Kommunikation muss man sich echt nicht wundern warum so viele Menschen in Deutschland mittlerweile derart politikverdrossen sind…..