Übermedien hat gestern einen Artikel über eine Spiegel TV Doku veröffentlicht in der versucht wurde zu ergründen wie es sein kann, dass es in Thüringen zum erstenmal ein AfD-Landrat ins Amt gewählt wurde.
Ich hab die Doku gestern zufällig auch gesehen und saß die ganze Zeit nickend vor dem Fernseher mit dem Gedanken: “Jupp! Das sind genau die Menschen und Gründe wegen derer Ich aus dem Osten wieder wegziehe!”.
In dem Beitrag warf der Autor dem Spiegel-Journalisten vor zu provozieren ohne die Probleme vor Ort zu hinterfragen. Man wolle krasse O-Töne in denen sich Menschen Hitler zurück wünschen anstatt zu untersuchen warum Sie das wollen.
Auch wurde kritisiert, dass die Gegenseite zu kurz kommt. Ja, ok. Aber welche Erfolge hat die Gegenseite denn zu vermelden? Was haben denn 30 Jahre antifaschistische Arbeit im Osten bewirkt? Wenn man mich fragen würde nicht viel!
Ein Linken Politiker meinte dann nur die Doku führe Nazis vor wie Tiere im Zoo, was nicht hilfreich sei. Ihm fehlen in der Doku die Menschen die sich gegen Rassismus engagieren.
Mein Kommentar zu diesem Artikel war dann:
Zitat:
“Ich hab ca. siebeneinhalb Jahre in Dresden gelebt, bevor Ich wieder nach Rheinland Pfalz zurück gezogen bin.
Ich habe mir den Spiegel-TV-Bericht vor einigen Tagen auch angesehen und hab darin genau die Gründe entdeckt, deretwegen Ich aus dem Osten wieder weggezogen bin.
Der Unterschied ist meiner Meinung nach, dass vielleicht der eine oder andere hier im Westen auch eine solche Meinung hat wie die in den kurzen Ausschnitt gezeigten Personen, sie aber hier in der Minderheit sind und Sie hier diese Meinung auch nicht so demonstrativ vor sich her tragen.
Ich kenne genau solche Menschen wie man sie hier in diesem Ausschnitt sehen konnte, aus meinem persönlichen Umfeld und Ich habe ähnliche Erlebnisse gehabt.
„Es war nicht alles schlecht, was der Adi damals gemacht hat…“ ist jetzt kein Spruch, der einen als Westler mit 8 Jahren Osterfahrung mehr überrascht…
Ich weiss auch nicht, warum man immer wieder die Journallie auffordert, doch mal zu untersuchen, woher diese Wahlerfolge kommen. Eigentlich ist es ganz einfach: Nazis wählen eine Nazipartei. Punkt.
In einem Punkt gebe Ich dem Autor recht: Wenn man eine solche Szene in seine Doku einbaut, dann will man dem Zuschauer „den Ossi“ wie ein Tier im Zoo vorführen. Aber warum macht man das? Warum gehen Menschen in den Zoo? Weil es das was es da zu sehen gibt, bei Ihnen zu Hause so nicht gibt. „Boah, kuck mal, wie beeindruckend, ein Nazi, der sich traut Nazisachen in eine Fernsehkamera zu sagen! Sowas hab Ich ja hier noch nie gesehen!“
Manchmal ist die Erklärung so einfach, dass man sie nicht wahr haben will…”
Zitat Ende.
Ich weiss wirklich nicht, warum man denn meint da immer wieder was herumdeuteln zu wollen, nach Gründen zu forschen die alle längst bekannt sind und so weiter.
Es gibt im Osten Deutschlands einfach mal prozentual mehr Menschen die keine nicht-arischen-Menschen leiden können, als hier in Westdeutschland. Das liegt eben an einer Mischung aus:
- Wir verdienen hier immer noch weniger als die im Westen und jetzt kommen da auch noch so ein paar Muselmänner und greifen Kohle ab ohne was dafür zu tun.
- Ich find es sieht einfach nicht schön aus, wenn da so viele Ausländer hin in meiner Stadt rumlaufen, Ich finde es schöner wenn Ich nur weisse Menschen sehe.
- Das sind meiner Meinung nach alles vergewaltigende Messermänner.
Punkt.
Aus.
Ende.
Mehr ist es nicht! Wirklich! Es ist so einfach, auch wenn man es nicht glauben mag!
Ich hab das selber live und in Farbe von Menschen gehört: Ich find, dass das einfach nicht schön aussieht, wenn hier so viele Ausländer rumlaufen.” So wie es einem nicht gefallen würde, wenn der Nachbar sein Haus plötzlich giftgrün streichen würde. Gleiche Ebene. Uff…
Und zu den Gründen? Ja die Gründe!
Die Gründe sind meiner Meinung nach, dass sich viele Menschen im Osten Deutschlands eben immer noch nicht daran gewöhnt haben, dass es in Ihrem Land jetzt auch Ausländer gibt, denn in der DDR gab es keine Ausländer (höchstens Mitmenschen aus sozialistischen Bruderländern).
Das hat nichts mit strukturschwachen Gegenden zu tun, das hat nichts damit zu tun, dass man den Leuten nicht zuhört, das hat nichts damit zu tun, dass das alles Protestwähler sind. Nein! Die Leute wählen die AfD, weil Ihnen das Programm, dass sie vertritt zusagt!
Ich muss dazu sagen, dass wenn Ich “den Osten” hier schreibe, dass Ich dann damit vor allem den südlichen Osten in Thüringen und insbesondere Sachsen meine, wo Ich ja auch gewohnt habe, teilweise auch Sachsen Anhalt. In Brandenburg sieht es ja wieder anders aus oder in McPom.
Vielleicht wäre Ich in Schwerin glücklicher geworden als in Dresden, Ich weiss es nicht.
Und dann wird immer wieder dieses “Ja aber die Wiedervereinigung ist doch schon 30 Jahre her”-Ding gespielt.
NEIN!
Die Wiedervereinigung ist ERST!!! 30 Jahre her. ERST!!!
ERST! ERST! ERST! ERST! ERST!
Und wiedervereinigt sind wir bis heute nur auf dem Papier. Stichwort Lohnniveau, Stichwort Rente, Stichwort Industriedichte, usw.
Ich hab hier vor einiger Zeit einen Bericht geschrieben von meinem Besuch in Hoyerswerda. Wenn Ich daran zurück denke stellen sich mir die Nackenhaare auf! Das war da so dermaßen scheiss-hässlich, Ich glaube wenn Ich da wohnen würde Ich könnt auch auf die Idee kommen AfD zu wählen! Nunja, wahrscheinlich nicht, aber wenn Ich da aufgewachsen wäre…
Ich gehe mittlerweile davon aus, dass wir erst, wenn wir die Mitte dieses Jahrhunderts DEUTLICH überschritten haben, also so in 40-45 Jahren, eine echt wiedervereinigtes Deutschland haben werden. Das aber auch nur, wenn sich unsere Regierung ins Zeug legt und weiter Strukturfonds zur Entwicklung im Osten auflegt um dort massiv Industrie anzusiedeln und um massiv Stadtaufhübschung zu betreiben. Dresden und Leipzig sind da ja schon gute Beispiele, nun muss man sich dran machen, diese Erfolge auch in die Provinz zu tragen.
Ich habe mittlerweile leider keine Hoffnung mehr, dass dieses Naziproblem gelöst werden kann, so lange die Generation die vor 1990 geboren wurde nicht weggestorben ist…