Gerade bin Ich auf Youtube über einen Vortrag von Maja Göpel auf der Republica 2022 gestolpert, der auf den 26.7. diesen Jahres datiert ist, also knapp einen Monat alt ist.
Darin spricht Sie den folgenden Satz: “Die Idee, dass wir mit den Lösungen von vorher noch ein bisschen effizienter und noch ein bisschen digitaler da raus kommen, das stimmt leider nicht. Und das auch wirklich konsequent nach vorne zu tragen, gerade in eine Zeit wo wir merken, dass auf eine Zeitenwende hin irgendwie so Hammer-Nagel-mässig gleiche Politikinstrumente nochmal und nochmal und nochmal probiert werden, in der komischen Hoffnung, dass irgendwann was anderes dabei rauskommt, als das was uns ja in die Krisen rein manövriert hat. Ich glaube der Tankrabatt ist so das Epizentrum dieser Denke.”
Ich höre das, stutzte kurz und denke so bei mir: Tankrabatt? Hä? Das ist doch aber sowas von Steinzeit…
Wenn man bei Spiegel Online “Tankrabatt” in die Suche eingibt, ist der älteste aus 2022 zu findende Artikel vom 14.3. in dem geschrieben wird, dass unser Wirtschaftsminister Herr Lindner darüber nachdenkt einen Tankrabatt einzuführen, ob der durch den Ukraine Krieg immens gestiegenen Spritkosten.
Wenn man dann die Wikipedia bemüht, findet man unter dem Artikel zum Tankrabatt folgenden Satz: “Tankrabatt ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine vom 1. Juni bis zum 31. August 2022 befristete Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe in Deutschland durch die deutsche Bundesregierung.”.
1. Juni? Öhm, okeh! Das ist ZWEIEINHALB MONATE her!
Im Ernst, das ist doch ne immense Zeit. Was da gefühlt in der Zwischenzeit alles passiert ist. Tankrabatt, das ist doch sowas von Juni! Jetzt haben wir August! Jetzt ist doch dieses Dürrekatastrophendingsi da!
Das war für mich vorhin so ein kurzer Schlüsselmoment der mir noch einmal klar gemacht hat, dass wir uns nach den beiden Corona-Sommern 2020 und 2021 und einem Kriegs-und Klimakatastrophen-Sommer wohl so langsam aber sicher von unserem allseits geliebten Sommerloch verabschieden können.
Sommerloch, wisst Ihr noch? Laut Wikipedia ist das “eine Bezeichnung in Bezug auf die Massenmedien, besonders der Tagespresse und der Nachrichtenagenturen, für eine nachrichtenarme Zeit, die vor allem durch die Sommerpause der politischen Institutionen und Sport-Ligen, ferner auch der kulturellen Einrichtungen bedingt ist.”.
Weiter heisst es da: “Viele Politiker befinden sich im Sommerurlaub; es finden weniger politisch relevante Ereignisse und Termine statt. Sportvereine haben in dieser Zeit keine bedeutsamen Spiele oder Wettkämpfe. Der Nachrichtenumsatz der Presseagenturen geht daher spürbar zurück. In dieser in der Regel nachrichtenarmen Zeit berichten die Medien dann auch über Ereignisse und Personen, für die sonst keine Sendezeit und kein Platz in den Zeitungen wäre, oder vermelden häufiger vermeintliche Sensationsmeldungen ohne Nachrichtenwert – wie beispielsweise 2010 die über Twitter gepushte lokale Berichterstattung über einen vandalierten Blumenkübel – die sich eventuell als Zeitungsenten entpuppen.”
Ach ja, das Sommerloch! Wo ist es nur hin gekommen?
Was Ich damit sagen will ist, dass es einen im Moment wirklich so vorkommt (oder kommt es einem nicht nur so vor, sondern ist es auch so?) dass sich, statt dass sich die Welt an unser allseits geliebtes Sommerloch hält, Katastrophenmeldung an Katastrophenmeldung reiht.
Ukrainekrieg hier, Gaspreise da, Dürrekatastrophe dort, hier noch ein paar Waldbrände, oh, und Corona gibts anscheinend auch immer noch…
Ach ja, und für alle die sich nun brennend fragen was das mit dem Blumenkübel in dem oben angesprochenen Wikipediaeintrag auf sich hat: Zitat aus dem Wikipedia Eintrag “Blumenkübel (Internetphänomen)”:
Die Zerstörung eines Blumenkübels im Neuenkirchener Altenheim Antoniusstift löste am 3. August 2010 ein Internetphänomen aus. Sie wird als Sommerlochthema angesehen.
Verlauf
Am Morgen des 3. August 2010 berichtete die Münstersche Zeitung unter der Schlagzeile „Großer Blumenkübel zerstört“ über einen Akt von Vandalismus, bei dem ein Blumenkübel vor dem Stift zerstört wurde. Der Bericht wurde von einer Praktikantin der Münsterschen Zeitung geschrieben.
Ralf Heimann, Redakteur der Münsterschen Zeitung, stellte die Geschichte beim Internet-Dienst Twitter ein: „In Neuenkirchen ist ein Blumenkübel umgefallen.“ Sein Profil hatte über 2100 „Follower“, die die Geschichte binnen Stunden verbreiteten. Heimann selbst vermutete als Auslöser für den „Tipping-Point“ den Blogger Thomas Knüwer. Dieser griff die Nachricht als einer der ersten auf und postete ihn über sein Twitter-Konto, das über fast 10.000 Follower verfügt, von denen viele wiederum mehrere tausend Follower haben und so als Multiplikatoren fungierten.
In den kommenden zwei Tagen wurde der Blumenkübel zu einem „Trending Topic“ bei Twitter und gelangte in die Top 5 der weltweit meistgetwitterten Themen. Zehntausende Nutzer verbreiteten den Bericht weiter.
Umgehend griffen auch Unternehmen wie der Autovermieter Sixt, der Otto-Versand und die Sparkasse das Thema für Werbepostings auf. Der Vermutung, dass der Nachrichtensender CNN über den Vorfall berichtet habe, folgten die Berichte zahlreicher anderer Medien über den angeblichen CNN-Bericht, bis die Nachricht als „Fake“ enttarnt wurde. Auch in der ZDF-Nachrichtensendung heute wurde der Blumenkübel thematisiert. Binnen kurzer Zeit entstand auch der erste Blumenkübel-Song und eine dramatisierte Lesefassung. Eine bei Facebook gegründete Fan-Gruppe erreichte innerhalb einer Woche über 10.000 Nutzer, mehrheitlich nachdem der Fernsehsender ProSieben über den Vorfall und die Facebook-Gruppe berichtet hatte. Der Nachrichtenwert des in Neuenkirchen umgefallenen Blumenkübels wurde in überregionalen Zeitungen mit dem eines in China umgefallenen Reissacks verglichen.
Laut Analysen der Twitterdaten durch verschiedene Dienste wie What The Hashtag, Dwitter oder twitter-trends.de wurde das Hashtag #blumenkübel im Zeitraum von zwei Tagen zwischen 3000 und 6000 mal gepostet. Der Blumenkübel wurde so zu einem „Paradebeispiel“ der viralen Verbreitung im Internet.
Ein Unternehmen aus der Nähe von Würzburg stiftete dem Altenheim zwei neue vandalensichere Blumenkübel. Später fühlten sich die Mitarbeiter des Altenheims durch die Zusendung weiterer neuer Blumenkübel belästigt.