Zeigen, was ist

In der Hamburger Zentrale des SPIEGEL hängt in der Eingangshalle ein Zitat des Spiegelgründers Rudolf Augstein: “Sagen was ist”.

Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/gefaelschte-spiegel-reportagen-extrem-subjektives-100.html

Dieses zentrale Firmenmotto wurde im Zuge des Relotius Skandals  auf eine harte Probe gestellt.

Doch an genau dieses Zitat wurde heute erinnert als Ich den Kommentar “Sagen, was ist, kann sich doch um “zeigen was ist” nicht herumdrücken.” las, den jemand zum Artikel Warum wir zeigen sollten, was wir nicht sehen wollen hinterliess, in dem es um die aktuelle Ukraine-Berichterstattung ging. 

Zeigen was ist, hat für mich noch einmal eine stärke Bedeutung, ist doch bekannt welch wesentlich kräftigere Wirkung Bilder auf den Betrachtenden haben als ein Text auf den Lesenden.

Doch wenn die wir die Nachrichten der letzten 20, 30 Jahre, die wir in den deutschen Medien zu sehen bekommen haben, mal rekapitulieren, so meine Ich mich zu erinnern, dass das letzte mal dass sehr drastische Bilder vom Toten und Verletzten gezeigt bekommen haben, das in der Zeit der zweiten Intifada im Nahostkonflikt Anfang der 2000er Jahre war. Das Gesicht von Jo Brauner, dem damaligen Tagesschau-Sprecher, ist für mich bis heute mit der Einleitungsfloskel “Im Nahostkonflikt haben heute…” verbunden. 

Da Ich seit Jahren die Tagesschau nur noch sehr sporadisch schaue (Sonntags, wenn Ich rechtzeitig die ARD-Mediathek aufrufe um den Anfang vom Tatort nicht zu verpassen)  weiss Ich nicht ob mein Eindruck vielleicht täuscht aber Ich meine dass früher über solche Ereignisse wie den Nahostkonflikt oder den Krieg in der Ukraine anders berichtet wurde als heute. In meiner, vielleicht verfälschten, Erinnerung waren die Bilder die man damals zu sehen bekommen hat wesentlich drastischer als heute. Tote Zivilisten, deren Blut die Straße rot färbte, Menschen mit abgetrennten Gliedmaßen in den Krankenhäusern…

Vielleicht ist das aber auch ein deutsches Phänomen. In dem Übermedien Artikel wurde auf einen Tweet eines BBC Journalisten verwiesen – Quelle: https://twitter.com/sommervilletv/status/1502000265490227206, hochladen und verlinken], mit einem Video das genau die Schrecken des Krieges zeigt: Tote Zivilisten, tote Soldaten, schwerverletzte Kinder im Krankenhaus…

Auf Twitter sollen sich nun die üblichen zwei Fronten mit den üblichen zwei unverrückbaren Meinungen gebildet haben wie sie sich immer bilden. Bei allem. Bei jedem Thema. (so genau weiss Ich das nicht, denn Sie wissen ja… 

“Krieg so zeigen wie er ist.” vs. “Ihr wollt doch nur Klicks!”.

Vielleicht liegt das deutsche Dilemma aber auch darin begraben, dass man sich hierzulande gefühlt manchmal schwer tut mit Haltungsjournalismus. Man konnte das am Anfang der Coronapandemie gut erkennen, Stichwort: False-Balance-Problem. 

Viele deutsche Journalisten, so habe Ich zumindest als jemand der sich relativ quer durch alle politischen Couleur von Welt und FAZ bis TAZ und Spiegel durchliest, den Eindruck, tun sich immer noch schwer mit Haltungsjournalismus. Oft vielleicht aus Angst. 

Wo das gerade ein wenig aufzubrechen scheint, ist die Berichterstattung über die Klimakrise. Hier eine auf beide Seiten bedachte “ausgewogene” Berichterstattung zu setzen wäre meiner Meinung nach mehr als fatal, denn wenn die Lausitz erst einmal zur unbewohnbaren Todeszone geworden ist weil da Temperaturen von über 50 Grad herrschen muss sich auch der Tagebau-Bagger-Fahrer keine Sorgen mehr um seinen Job machen. OK, das war ein wenig übertrieben. Vielleicht. Oder auch nicht. Ich weiss es nicht. Egal. 

Haltung, so habe Ich leider den Eindruck, beweisen oftmals nur noch die “Schmierfinken” der BILD-”Zeitung”. Haltung gegen Flüchtlinge, Haltung für den Diesel, usw. Also genau da, wo man es gesellschaftlich oft nicht brauchen kann. 

Doch wenn Ich so nachdenke, so muss Ich zugeben, dass zumindest alle deutschen Medien (mehr oder weniger) kommuniziert haben dass das eine eindeutisch kriegerische Aktion von Seiten Russland gegen die souveräne Ukraine ist. Man scheint zumindest dem Spin von Russland, das die Ukraine von Nazis befreien will nicht gefolgt. Inwieweit in der Ukraine (vor allem in den östlichen Gebieten) tatsächlich Personen handeln die man als Nazis bezeichnen kann, das weiss Ich allerdings nicht und kann das auch nicht einschätzen. Ich weiss nur dass man zu Beginn des Ukraine Konflikts 2014 in den deutschen Medien sehr oft von den “pro russischen Separatisten” gesprochen wurde, welche sich bei genauerer Betrachtung  eigentlich nur als “Nazis” bezeichnen lassen können. Zitat: “Der Vorsitzende des Vereins ist der rechtsnationalistische Dumaabgeordnete Jewgeni Fjodorow.”. Da klingt mir der Begriff “prorussische Separatisten” nicht nach “sagen, was ist”. Absurd daran, ist aber auch, dass Putin seinem Volk erzählt dass man aktuell gegen Nazis in der Ukraine zu Kriege zieht…

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