Warum mein Weihnachten nicht stressig ist

Letztes Jahr kurz vor Weihnachten las Ich eine Kolumne auf SPON von Samira El Ouassil mit dem Titel “Heiligabend in Deutschland – Der tragikomische Sinn des Fests„. 

Da kam mir in den Sinn mal ein paar Gedanken zu meinen bisherigen 33 Weihnachten auszuschreiben.

Wenn Ich an Weihnachten denke, ist der erste Gedanke der mir in den Kopf kommt ein extrem bunt und schrill geschmückter Weihnachtsbaum, natürlich nicht mit einer WEISSEN Lichterkette sondern mit einer BUNTEN, der im Wintergarten meiner Grosseltern mütterlicherseits stand. Mein Opa bestand darauf diesen Weihnachtsbaum (ob er echt oder falsch war weiss Ich leider nicht mehr) immer so “unkonventionell” zu schmücken, weil: brav kann ja jeder. 

Die Weihnachten meiner Kindheit verliefen bis zum Tod meines Onkels im Jahr 2000 und dem danach ausschleichenden Kontakt zu meiner Tante und deren Tod 2007 immer relativ gleich: Heiligabend feierte Ich mit Mama und Papa zu Hause, zu essen gab es (wie heute immer noch auf meinen Wunsch) Pasta mit Lachsrahmsauce, danach wurden die Geschenke ausgepackt. Soweit Ich mich recht erinnere verbrachten wir Teile des Abends zusammen mit den Eltern meines Vater, die bei uns im Haus wohnten. Mein Opa verstarb 1993 und meine Oma 1996. Am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag fuhren wir dann einen Tag zu Opa und Oma mütterlicherseits und den anderen Tag zu Tante und Onkel, ebenfalls mütterlicherseits. Bei Oma und Opa ging es ein wenig unkonventioneller zu (wenngleich auch da keiner im “Schlumperklamotten” rumlief – Frühstücken im Schlafanzug war da das ganze Jahr über allerstrengstens verboten!), bei Tante und Onkel eher etwas steifer. Das war die mütterliche Seite. Wie wir die Geschwister meines Vaters da eingebaut haben weiss Ich gar nicht mehr Ich meine mich nur daran zu erinnern dass die jüngere Schwester meines Vaters, zu der wir seit 10 Jahren keinen Kontakt mehr haben, Weihnachten nicht sonderlich mochte. 

Ja, Weihnachten bei der Tante war immer so… Ich weiss nicht. Ich weiss nicht wie man Menschen beschreiben soll die einem 18 Jährigen zu Weihnachten einen Tausend-Mark-Schein in einer Klarsichthülle eingepackt in einem Spielzeug-Babybettchen mit einer Puppe drin schenken. Tante und Onkel waren eben immer “was besseres”, schliesslich hatte Tante ja auf der Bank gearbeitet (wo sie sich zur Filialleiterin hochgeschlafen hat da Sie nie eine Banklehre gemacht hatte) und der Onkel auf dem Arbeitsamt (wo er Akten auf einem Wägelchen durch die Gänge schob – aber immerhin arbeitete er “auf dem Amt”!).

Mehr in Erinnerung blieben mir da die Weihnachtstage bei Oma und Opa, zu denen Ich sowieso immer schon ein engeres Verhältnis hatte als zu Tante und Onkel. Es war irgendwie gemütlicher, lockerer, dunkler, …

Tante war Kristallleuchter, Oma war Eiche rustikal.

Tante / Onkel und Oma / Opa hatten sich irgend wann in meiner Kindheit mal wegen keineahnungwas mal verkracht, was ein gemeinsames Fest ausschloss. 

Meistens war an einem Tag die ganze Familie da, also Oma, Opa, Mama, Papa, Ich, Onkel mit seinen beiden Kindern, die Tante und Ihr Mann. Zumindest bis der Streit der regelmässig begann nachdem einige Leute zu viel Wein getrunken hatten so schlimm wurde dass meine Oma das ganze auf Zwei Tage verteilte. Viele Dinge die Ich nach dem Tod meiner Oma bzw. meines Opas nun aus der Kindheit meiner Mutter und deren beider Geschwister erfahren habe klaren mein Bild über meine Familie so langsam auf und mir wird begreiflicher warum das damals manchmal so eskalierte. Ich kann mich an einen Weihnachtsabend erinnern an dem meine Tante Opa an den Kopf geworfen hat er hätte besser in den Rhein onaniert anstatt Kinder zu zeugen. Das sind da so die Eskalationsstufen gewesen, damit man mal versteht wovon wir hier reden.

Trotzdem scheint da bei mir so eine gewisse kognitive Dissonanz zu herrschen was das angeht. Aber nicht nur bei mir, meinem Cousin geht es ähnlich. Immer wenn wir uns mal sehen kommen wir irgendwann zu dem “Weisst du noch, damals die Weihnachten bei Oma und Opa, wo Oma immer die leckere Tomatensuppe mit Erbsen gekocht hat?”-Punkt. Irgendwie betrachtet man die Rückschau auf seine eigene Kindheit dann doch durch so eine art rosarote Brille. Klar haben sich die Erwachsenen da öfter mal gestritten, aber Omas Suppe, Onkels Geflügelbraten (ein echter “Butterball” “vun de Amis”), der schöne Tannenbaum, wie wir Opa mal “veräppelt” haben, und so weiter. 

Bei meinem Cousin ist es auch ein wichtiger Teil seiner Familiengeschichte, denn diese Weihnachtsabende versuchten zumindest in Teilen eine intakte Familie vorzugaukeln, die er so nie hatte. Seine Eltern waren nie verheiratet, die Mutter nutze die Kinder oft als Druckmittel um meinen Onkel finanziell zu erpressen und ausserdem müssen da noch andere teils sehr schlimme Dinge passiert sein von denen Ich gehört habe über die Ich hier aber nicht schreiben mag. 

Ja, wie Ich die Tage hier schon geschrieben habe ging es mir dann doch sehr nahe als mein Opa unlängst gestorben ist, doch trauerte Ich irgendwie mehr den schönen Erinnerungen nach als dem Opa selbst. 

Als Ich dann nach Dresden gezogen bin hat meine Mutter ja ein paar Weihnachten bei mir verbracht. Eben um genau diesem Familien-Mist aus dem Weg zu gehen, obgleich Sie zu Ihrem Vater ja eh so gut wie keinen Kontakt mehr hatte. Das waren auch immer schöne Feiertage und Ich hoffe dass wir das vielleicht mal wieder machen können irgendwann. So lange Ich im Homeoffice bin ist es aber wohl eher besser wenn Ich die Feiertage über zu Muttern fahre und nicht umgekehrt. Sie hat ein Haus, Ich nur eine Zwei-Zimmer-Wohnung. Wobei, Sie war ja auch schon in einer Ferienwohnung hier in Dresden. Mal sehen, vielleicht nach Corona, irgendwann…

Naja, jedenfalls meckerte meine Mutter heute über den Stress den sie doch schon wieder hätte. Sie war einkaufen, auf dem Amt um “Sterbezeugs” von Opa zu regeln, usw. Auf meine Antwort “Stress hat nur der wer sich selber welchen macht” erntete Ich, erwartbar, schnippische Kommentare. 

Ach ja, Ich muss aber auch zugeben dass Ich diese zwei vergangenen Wochen in denen Ich meinen Mama-Aufenthalt unterbrochen habe und die Ich dazu nutzen wollte in meiner Wohnung mal ordentlich “klar-Schiff” zu machen mehr oder weniger ungenutzt verstreichen liess. Ich wollte den seit einem Jahr ungewischten Boden in Küche und Bad mal wieder wischen, mal wieder saugen, usw. Zumindest hab Ich es geschafft die 20 Unterhosen vor der Dusche wegzuräumen bevor der Heizungsableser kam, Immerhin etwas.

Ich weiss nicht warum sich meine Mutter da immer so unter Druck setzt, wo da dieser Stress herkommt. Eigentlich haben wir relativ geruhsame Feiertage vor uns: Heiligabend nur wir zwei, einen Tag kommen mein Cousin und seine Freundin zum Essen und den andern Tag weiss Ich nicht genau, da ist aber glaube Ich auch nix geplant. 

Ich war Montag mit meiner Tante einkaufen, hat sich so ergeben als Ich da war um Papierkram zu regeln. Ich wollte eh gehen, da ging meine Tante grad mit. Wenn Mama mir gesagt hätte was Sie alle braucht (ausser dem Wein den Ich mitbringen sollte und den Ich nicht gefunden habe) wär Ich die Tage auch für Sie noch mal einkaufen gegangen. Wobei man dazu sagen muss das Einkaufen für meine Mutter per se immer Stress ist, weil: Keine Ahnung???

Ich kann mich noch an ein Weihnachten erinnern bei dem Ich Heiligabend noch gearbeitet habe und meine Mutter bei mir zu Hause war. Auf dem Nachhauseweg von der Arbeit ging Ich noch im REWE vorbei weil wir irgend eine Kleinigkeit vergessen hatten einzukaufen. Ich stand über eine Stunde an der Kasse um einen “Pfennigsartikel” zu bezahlen. Meine Mutter wäre da verzweifelt, doch Ich bin schon mit der Annahme in den Laden reingegangen dass das mindestens anderthalb Stunden oder so dauert. Umso erfreuter war Ich dann dass es nur eine Stunde gedauert hat bis Ich fertig war. Es ist eben immer die Erwartungshaltung mit der man an eine Sache rangeht…

Ich meine meine Mutter ist ja nicht unordentlich oder so, es ist ja nicht so dass Sie Ihre Wohnung vor Weihnachten jetzt unbedingt putzen und aufräumen müsste. Es ist ja so meiner Meinung nach schon alles in Ordnung. Es ist eben so dass meine Mutter immer Angst vor dem Stress hat der kommen KÖNNTE. Ich sehe den Dingen da eher entspannt entgegen. Es muss doch auch nicht immer alles perfekt sein. Keiner unserer Gäste hat sich bisher darüber beschwert dass das Essen zu spät kam oder nicht schmeckte, es klappt doch immer alles.

Von daher sehe Ich dem ganzen da eher gechillt entgegen. 

Für mich ist und bleibt Weihnachten eben eine Entschleunigung am Jahresende, wenngleich ich zugeben muss dass es bei mir da nicht viel zum entschleunigen gibt. Meine Firma steckt zwar mitten im fetten Jahresendgeschäft, aber da unsere Abteilung im Moment eh erst die Anfragen bearbeitet die die Kunden bereits vor zwei Monaten per Mail an uns gesendet haben kann mir das auch egal sein. Die Antwort auf die Mails die am 23. Dezember reinkommen, interessieren im Februar eh keinen mehr und ausserdem hab Ich da ja auch schon wieder Urlaub. Also: Who cares…

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