Diese Artikelüberschrift liegt nun auch schon seit ein paar Monaten in meinem Entwürfeordner herum.
Der Gedanke dazu kam mir als Ich damals im Juni den Artikel „Reisen mit kleinem Gepäck“ geschrieben habe. Die Idee dahinter war dass man sich finanziell “belastet” um sich an anderer Stelle zu entlasten. Man schafft sich (mehr oder weniger relativ) teure Dinge an um damit alten Kram zu ersetzen in der Hoffnung dass man die neuen Dinge länger benutzen kann als die alten hat aber zugleich die Angst dass man das dann nicht macht. Klingt komisch, was?
Ich muss zugeben dass Ich, im Gegensatz zu meiner Mutter wie Ich die Tage immer mal wieder feststellen musste, so einen “Fetisch” habe mir WENN Ich mir mal was kaufe auch das qualitätsmässig hochwertigste zu kaufen was Ich mir leisten kann. Meine Mutter hatte sich z. B. nicht lange bevor Ich 2014 nach Dresden umgezogen bin von Ihrem alten Sofa getrennt. Das war, wenn Ich schätzen müsste, bestimmt 25 Jahre alt. Es war nicht kaputt, der Stoff war nicht verschlissen, es war nicht durchgesessen. Trotzdem sagte Mama eines Tages “Jetzt muss hier aber mal was neues her!”
Das alte Sofa hatte damals bei Ikea bestimmt eine Stange Geld gekostet. Es war so ein riesen “Über-Eck-Teil” auf dem bequem 2 Menschen liegend Platz hatten.
Das warf Sie auf den Sperrmüll um sich in einem “Möbeldiscounter” ein Sofa zu kaufen bei dem man das Kopfteil so aufstellen kann und wenn man die Liegefläche wegzog hatte man darunter einen “Bettkasten”. Wenn man dann die Rückenlehne umklappte hatte man ein Zwei-Personen-Bett.
Die Tage kamen wir ins Gespräch und sie meinte dass Sie irgendwann bald mal wieder ein neues Sofa kaufen müsste, dashier sei ja mittlerweile so, naja, Ich weiss auch nicht. Ich wusste dass das im vorangegangenen Absatz beschriebene Sofa ja schon wieder Geschichte war und sie mittlerweile ein neues hatte. Was Ich nicht wusste ist dass Sie dazwischen noch einmal ein Sofa hatte von dem Ich gar nichts mitbekommen hatte. (Das liegt daran dass anscheinend alle drei Sofas annähernd gleich aussahen).
Das bedeutet meine Mutter hat es geschafft in ca. 8 Jahren drei Sofas zu kaufen die jeweils, zwischen 1000 und 2000 € gekostet haben!
Als Ich das gehört habe bekam Ich die Gusche bald nicht mehr zu vor staunen! Ein Wahnsinn!
Wenn man bedenkt was man für die Preisspanne von 3000 – 6000 € für Sofas bekommt, da hätte Ich das alte Ikea Sofa (was, das möchte Ich hier noch einmal betonen nicht kaputt oder durchgesessen war) doch noch ein paar Jahre behalten, hätte mir ein wenig Geld bei Seite gelegt und mir dann EIN mal EIN richtig hochwertiges Sofa gekauft aber doch nicht DREI!
Mein Sofa was Ich zu Hause habe ist, wenn Ich schätzen müsste, sicherlich älter als Ich. Es ist eine Recamiere in Orange die Ich mal von der jüngeren Schwester meines Vaters geschenkt bekommen habe (die mit der wir seit 11 Jahren zerstritten sind). Vom Stil her würde Ich es Anfang / Mitte der 80er verorten. Der Stoff ist mittlerweile leider sehr ausgeblichen und ein wenig fleckig, an einer Stelle wo man beim Sitzen immer den Arm auflegt ist er seit ein paar Monaten ein klein wenig durchgescheuert. Das ist aber, wenn man bedenkt dass Ich auch mal ein paar Jahre lange fast jede Nacht darauf geschlafen habe, fast marginal. Ja, es sieht nicht mehr sehr gut aus aber es ist nicht durchgesessen und hat auch sonst keine Mängel ausser den optischen. Wenn Ich Mitte kommenden Jahres meinen neuen Laptop abbezahlt habe will Ich mich mal schlau machen wo es in Dresden einen Polsterer gibt der mir auf das alte Schätzchen einen neuen Bezug ziehen kann. Das kann vielleicht auch über 1.000 € kosten, so viel wie ein neues Sofa meiner Mutter, aber wenn Ich Glück habe, dann hält der Bezug wieder dreissig Jahre.
Meine Mutter kommt mir dann immer mit dem Argument “Ja aber Ich weiss doch gar nicht wie lange Ich noch hier in dem Haus leben kann, Ich werde ja auch nicht jünger. Und was soll Ich mir dann ein teures Sofa kaufen wenn Ich in 10 Jahren vielleicht sowieso in eine Wohnung ziehe?” – Es ist mir bis heute nicht gelungen eine Logik hinter dieser Aussage zu erkennen. Kann man mit einem Sofa neuerdings nicht mehr umziehen? Will Sie bis zu Ihrem Umzug in 10 Jahren noch drei Sofas kaufen? Ich verstehe es nicht.
Als Ich damals 2014 nach Dresden gezogen bin konnte Ich nur eine Matratze und einen Lattenrost mitnehmen da Ich in der Wohnung in meinem Elternhaus ein Doppelbett hatte und in ein WG Zimmer mit nur 18 m2 zog. Von Februar 2014 bis in den Spätsommer 2015, als Ich in meinem jetzigen Job den Ich im Juli 2015 angetreten habe angekommen war, schlief Ich auf auf eben jenem Lattenrost und eben jener Matratze die direkt auf dem Boden lagen. Im Herbst 2015 kaufte Ich mir dann bei IKEA ein “Jugendbett” (weil das so schön aussah) für, keine Ahnung, das Modell gibts nicht mehr aber Ich schätze es war nicht mehr als 200 oder 250 €. Es hatte solche grossen Schubladen unten die nichts aushielten und der Lattenrost lag auf metallenen L-Schienen die einfach nur an die Presspappe geschraubt wurden. Nicht geeignet für 150 KG + X. Irgendwann hab Ich die Schubladen rausgeschmissen, die Frontblenden davon an den Korpus geschraubt und innen aus dicken Dachsparren ein Gestell gebaut auf das Ich den Lattenrost und die Matratze legen konnte.
Das war so mit meine letzte “Fehlinvestition” in Sachen Möbel.
Als Ich dann 2018 (oder war es 2017, Ich weiss es nicht mehr) das zweite Zimmer in dem bisher mein Mitbewohner gewohnt hatte, zum Gästezimmer für meine Mutter umgebaut habe war Ich auf der Suche nach einem stabilen Einzelbett das auch bezahlbar war. Leider fand Ich nichts passendes. In den einschlägigen Möbelhäusern, auch in denen die nicht ganz so billig waren (Ich glaube Ich war bei IKEA, Höffner, Poco, Möbel Boss, und bei Möbel Kraft wo Ich schliesslich Matratze und Lattenrost gekauft habe) war entweder nur billiger Tinnef oder hässlicher altbackener Schrott zu finden.
So beschloss Ich kurzerhand das Bett selber zu bauen!
Ich kaufte im Baumarkt Dachsparren (Fichtenkanthölzer) und vier Leimholzplatten. Aus den Sparren baute Ich zwei Seitenteile (Oben und unten eine ganze Latte über 2 m verbunden durch drei kurze Latten, wie eine Leiter) und verband diese mit je zwei kurzen Latten am Kopf- und am Fussende zu einem rechteckigen Korpus. Daran schraubte Ich vier Bretter die ein wenig höher waren so dass Lattenrost und Matratze darin Platz fanden und fertig war das Bett. Materialwert? Ich schätze keine 200 € (zu den damaligen Holzpreisen, die sind ja mittlerweile auch ein wenig angezogen).
Wenn man so ein Bett, in dem Ich mittlerweile selber schon einige Zeit schlafe, ein wenig pfleglich behandelt (Ich muss es mal lackieren) dann hält das bis Ich ins Gras beiße. Sicher, Ich bin kein Profihandwerker und auch nicht gerade der Heimwerkerkönig. Einen Schönheitspreis gewinne Ich mit dem Bett auch nicht aber Ich wette dass ein jeder der schon mal einen IKEA Schrank zusammengebaut und schon mal eine Latte mit einem Fuchsschwanz gekürzt hat das auch hinbekommen hätte!
Auch einen einfachen rechteckigen Schrank für meine Pfeifen und meinen Tabak hab Ich mir vor ein paar Monaten gebaut. Sehr simpel.
Mit viel Aufwand würde Ich es vielleicht sogar hinbekommen ein Sofa zu bauen aber man muss es ja nicht übertreiben.
Ein anderes Beispiel sind Koffer. Meine Mutter hat sich vor einiger Zeit mal bei irgend so einem Billigheimer einen Pinken Koffer gekauft. Mit dem ist Sie nun schon ein paar mal verreist, auch geflogen oder hat Ihn mit dem Kofferservice versendet. Es ist so ein typischer Stoffkoffer mit Rollen dran. Mittlerweile ist der Stoff, vor allem an den Ecken, schon ziemlich abgewetzt. Im Vergleich dazu haben wir einen (grösseren) alten Samsonite Trolley, auch aus Stoff. Der ist bestimmt gut und gerne 20 Jahre alt und obwohl der öfter benutzt wurde als Mamas neuer Koffer sieht der noch um längen besser aus. Ich schätze mal dass der gut und gerne das dreifache gekostet hat. Ich hab das gerade mal nachgesehen: Einen grossen Samsonite Trolley bekommt man heute schon für 150 – 200 €. Wenn Mamas Koffer nun sagen wir 50 € gekostet hat, warum gibt man dann nicht EIN mal ordentlich Geld aus und kauft sich EINEN Koffer der dann aber auch 30, 40, 50 Jahre hält (ok, so alt wird Mama wohl nicht mehr werden, aber Ich würde mich ja vielleicht freuen einen Koffer zu erben!).
Was Ich mit diesem Text nicht sagen will ist dass es nur noch solch teure Produkte geben soll. Ich war selbst jahrelang in der Situation dass Ich mir durch Arbeitslosigkeit oder sehr geringes Einkommen von netto monatlich um die 800 € auch keine teuren Sachen kaufen konnte und wenn dann mal was kaputt war, dann war Ich auch auf das günstige Zeug angewiesen. Worum es mir geht ist dass Leute die es sich leisten könnten qualitativ gute Sachen zu kaufen trotzdem solchen “Tinnef” kaufen.
Ist es vielleicht weil man heute in einer Zeit lebt in der man sagt: Ach wenn Ich mir schon alle zwei Jahre ein neues Auto kaufe kann Ich mir ja auch alle zwei Jahre ein neues Sofa kaufen. Heute gelb, morgen blau? Ich weiss es nicht.
Vielleicht habe Ich den Artikel aber auch aufgegriffen, weil Ich dieser Tage gesehen habe wie wenig sich im Haus meiner Grosseltern in den letzten 30 Jahren (die Ich dort bewusst miterlebt habe) aber auch schon vorher NICHT verändert hat: Seit sechzig Jahren der selbe Esstisch, seit sechzig Jahren die selbe Küche, seit sechzig Jahren der selbe Wohnzimmerschrank, seit sechzig Jahren das selbe Bett, seit sechzig Jahren der selbe Kleiderschrank, seit sechzig Jahren die selben Fernsehsessel, und so weiter und so fort…
Dieser Tage hatten wir Opas Papiere in den Händen. Irgendwo war auch die Rechnung der Schrankwand von anno domini 19-irgendwas-sechzig. Mehr als ein Monatsgehalt muss der damals gekostet haben.
Ist es vielleicht nicht nur weil die Leute heute öfters was neues haben wollen, ist es vielleicht weil man sich sagt: We weiss ob Ich in 10 Jahren noch hier wohne oder ganz wo anderster, der Arbeit hinterher gezogen? Oder schafft das Angebot an billigen Möbeln die Nachfrage zu diesen? Hätte man 1960 auch einen Wohnzimmerschrank für “20 Mark” gekauft, wenn es Ihn gegeben hätte? Ich weiss es nicht…
Danke für den – wer hoch fliegen will, muss Ballast abwerfen 😉