Konservierung

kon­ser­va­tiv

kon|ser|va|tiv

von lateinisch conservare „erhalten“, „bewahren“ oder auch „etwas in seinem Zusammenhang erhalten“, am Hergebrachten festhaltend

Immer wenn Ich an das Wort “konservativ” denke muss Ich an meinen Onkel denken. Dem war jede Art von Konservativismus zuwider. Als 1962 geborener wurde er praktisch mit “den 68ern” gross. Er hat nie verstanden wie man eine “konservative” Haltung haben kann bei der alles so bleibt wie es ist. “Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren” und so, sie wissen schon…

Das das mit dem “alles so bleiben lassen wie es ist” nicht so eine gute Idee ist sieht man ja auch an den letzten 16 Jahren Merkel. Ich meine: Wo ist denn Deutschland im Moment Innovationsführer, ausser bei den Schummeldieseln? Und Ich muss ja nur das “5G an jeder Milchkanne” erwähnen so dass jeder weiss was hier los ist. Es ist ja eine allseits bekannte Kritik, dass man Merkel vorwirft das Land mehr oder weniger nur verwaltet zu haben. Das kann man auch für eine Art der Konservierung halten. 

Apropos 5G: Wo Ich die Tage gemerkt habe wie langsam Deutschland in die Gänge kommt ist dass es allen ernstes bis 2021 gedauert hat bis Ich von der Telekom eine “echte” Datenflatrate fürs Handy bekommen habe die auch bezahlbar ist. Aus anderen Ländern hörte man davon schon vor fünf Jahren oder so. 

Man stelle sich nur mal vor wir wären mit dem Konservativismus in dieser Zeit vor 1965 stehen geblieben: Die Frau darf nur arbeiten oder den Führerschein machen wenn es der Mann erlaubt, Kinder, Küche, Heim und Herd wären ein ganzes Leben wert und so weiter. 

Wie der Eintrag aus dem Duden oben ja schon verdeutlicht will der Konservative immer an dem festhalten was er hat. Irgend ein Politiker der Union hatte dieser Tage mal gesagt dass die Konservativen ja schon für den Fortschritt seien, aber eben nicht ganz so schnell. Oder aber: So lange hinauszögern bis es nicht mehr anders geht und dann eilig eine Flickschusterlösung zusammen hämmern die nichts taugt. 

Darüber musste Ich die Tage nachdenken als “die Einschläge näher kamen” wie man so schön sagt: 

Waldbrände in Kanada? Jaja da ist wieder irgendwas mit Hitze und so. Weit weg. 

Oh! Überschwemmungen in der Eifel? Ja, gar nicht mal so weit weg von meiner alten Heimat. 

Hochwasser im Kirnitzschtal / sächsische Schweiz? Ups! Das ist ja direkt um die Ecke hier, da war Ich vor ein paar Wochen ja noch…

Ja, wenn man das so sieht und dazu die relativ “überhitzte” Berichterstattung rund um den Klimawandel dieser Tage betrachtet (bitte entschuldigt mir das schlechte Wortspiel), kommt man irgendwann unweigerlich an den Punkt wo man sich fragt was genau da “konserviert” werden soll. 

Irgendwo habe Ich dieser Tage auch gelesen dass “die Konservativen” im Land eigentlich die grössten Umweltschützer und Benzinautoverbieter sein müssten, wenn Ihnen das “althergebrachte” so lieb und teuer ist. Der “Deutsche Wald” hat es immerhin in die englischsprachige Wikipedia geschafft.

Ich meine, Ich bin ja nicht gerade als “Öko-Freak” bekannt. Auch ich hab keine Lust meinen Benziner abzugeben (solange mir niemand eine bezahlbare und praktikable Alternative anbietet wie z. B. ein Wasserstoffauto), auch Ich stopfe Billigfleisch in mich hinein als gäbe es kein Morgen und auch Ich hab keine T-Shirts aus Bio Baumwolle sondern den gleichen (wahrscheinlich) Kinderarbeit-Billigkram am Leib den alle tragen und für den irgendwo mass la meng Wasser verschwendet wird. (Zu meiner Verteidigung: Ich sortiere Kleidung immer erst dann aus wenn sie so kaputt sind dass man sie nicht mal mehr als “Schlumper-Klamotten” für zu Hause verwenden kann oder wenn sie nicht mehr passen. In letzterem Fall landen sie dann aber eher im Bettkasten “falls man irgendwann doch noch mal die 40 Kilo die man die letzten Jahre so angefuttert hat verliert”…)

Ja, wenn man das sieht und sich dann die Führungsriege des deutschen Konservativismus anschaut kann man eigentlich nur noch den Kopf schütteln. 

Ein konservativer Verkehrsminister der die Autolobby papmpert und die Bahn kaputtspart, ein ebenso konservativer “Heimatminister” von dem man auch nicht viel ökologisches hört oder ein konservativer Wirtschafts- und Energieminister der sich auch nicht gerade die Rettung der deutschen Windkraft- und Solar-Industrie auf die Fahnen schreiben kann. 

Tja, was soll man davon halten?

Cui Bono Kabinett Merkel IV?

Was genau soll da bewahrt werden und für wen…

So langsam glaube Ich zu verstehen was bei diesen Leuten konservativ bedeutet: Alles so lassen wie es ist und nach mit die Sintflut (hier allerdings wörtlich und leider nicht im übertragenen Sinne). 

Ich kann verstehen dass mittlerweile sehr viele Leute meiner Generation und vor allem aber auch viele Leute die noch wesentlich jünger sind als Ich ziemlich sauer sind. 

Vor einem oder zwei Jahren hab Ich auch noch ein wenig verächtlich auf diese “Fridays for Future” geschaut und mir gesagt: Ja, aber so schnell geht das doch nicht, muss man den Leuten nicht ein wenig Zeit geben sich daran zu gewöhnen, usw. 

Doch mittlerweile sollte eigentlich jedem klar sein dass es so nicht mehr weiter geht. Frankreich hat gerade ein weitreichendes Verbot vom Inlandsflügen beschlossen. Hätte man sich das vor ein paar Jahren vorstellen können?

Dass die nachkommende Generation den aktuell regierenden so ziemlich egal ist sieht man ja daran wie mit den Schulkindern in der Coronapandemie umgegangen wird. Klar: Die dürfen ja auch (jetzt) noch nicht wählen und wie oben schon geschrieben: nach mir die Sintflut – Bis die Wählen dürfen sind Merkel, Altmaier, Schäuble, Seehofer und Konsorten in Rente. 

Spannend wir das alles meiner Meinung nach erst wenn die so genannten “Geburtenstarken Jahrgänge” sich ausdünnen (siehe: HIER). 

 

Vor einiger Zeit habe Ich auch gelesen dass Berlin in nicht allzu ferner Zukunft keine Verbrenner mehr in den Innenstadtring lassen will, da wo man jetzt schon nur mit grüner Plakette rein darf. Da müsste sich die Politik und die Industrie nun aber langsam mal beeilen und in die Puschen kommen um genug alternative Antriebe auf die Straße zu bringen. 

 

Doch die Idee dahinter wird wohl eine andere sein: Ein weniger an eigenen Autos. Die Grünen, (die Ich vielleicht trotzdem wählen werde), stellen ja nicht nur das klimaschädliche Einfamilienhaus zur Diskussion sondern auch die Zukunft des eigenen Autos. Mehr Carsharing o. ä. und mehr ÖPNV. Ich muss sagen: Davor habe Ich Angst!

Ich bin der letzte der sich über die Sanierung und den Ausbau des ÖPNV beschwert, im Gegenteil: Ich freue mich darüber wenn Ich z. B. hier in Dresden jeden Sommer eine andere Grossbaustelle entdecken kann an der eine bestehende Strassenbahntrasse, die dazugehörige Straße und alle Versorgungsleitungen dort in einem Rutsch zusammen saniert werden, denn Ich weiss wie es ist grosse und schwere Einkäufe den viertel Meter die Strassenbahn hoch und wieder runter zu wuchten und was es für eine Erleichterung ist barrierefreie Haltestellen zu haben. Doch Ich hoffe inständig dass Ich es nicht mehr erleben muss dass Ich einmal kein eigenes Auto mehr habe(n darf). Das macht mir wirklich nachhaltig Angst. Alleine wenn Ich daran zurückdenke wie es damals war ohne Auto einkaufen zu gehen. Das könnte Ich ob meiner Fettsucht heute gesundheitlich gar nicht mehr stemmen. Ich habe es ja gesehen als mein Auto Anfang des Jahres mal in der Werkstatt war. Und dann die Wege: Ich hab die Tage mein neues Auto im Autohaus in der Nachbarstadt abgeholt. Über anderthalb Stunden hab Ich hinzus gebraucht und 20 Minuten rückzus. Joa. Ne? Genau!

Ich bin ja im Moment auf der Hoffnung dass sich vielleicht eine Kombination aus Elektro- und Wasserstoffauto durchsetzen wird auf lange Sicht: Elektro für die Kurzstrecke und Wasserstoff für die Langstrecke (der ja auch aus Strom hergestellt wird). Sowas würde Ich mir kaufen. 

Dennoch: Weiterhin das Loblied auf den “deutschen Diesel” zu singen kann es ja auch nicht sein. 

Mir war eigentlich schon vor Monaten klar dass die CDU mit Laschet den neuen Kanzler stellen wird. Nur mit wem er regiert scheint ja noch unklar zu sein. Wenn man sich mit den Grünen nicht einig wird vielleicht eine Ampel? Ich weiss nicht. Bei einem erneuten schwarz + rot + X habe Ich die Befürchtung dass es die kommenden vier Jahre wieder nur im Schneckentempo vorangeht mit der Digitalisierung, der Sanierung öffentlicher Strassen und Schulen, dem Klima- und Umweltschutz usw. Noch einmal vier Jahre CDU würden Deutschland in diesen Themen noch weiter zurück werfen als es Ihm jetzt schon nicht gut tut. Allem Anschein wird ja aber eine Regierung ohne die CDU nicht mehr zu verhindern sein – aller Tapsigkeit Laschets zum Trotz. Ich werde wohl nie verstehen wie man eine solche Partei wählen kann…

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