Kinokritik Nr. 2: Julieta

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Julieta, ES 2016, 99Min

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Ja, Almodovar also! Der große spanische Meister hat einen neuen Film gemacht.

Nachdem Ich mir erst am letzten Wochenende, nach langer Zeit mal wieder, „Atame – Fessle mich“ mit dem blutjungen Antonio Banderas angesehen habe, musste Ich nicht lange überlegen ob Ich mir „Julieta“ im Kino ansehe oder nicht.

Ja, um was geht es also?

Es geht um eine Frau die den Kontakt zu Ihrer Tochter, Antia, verloren hat. Mehr noch: Eigentlich ist Julieta in Trauer um Ihren Mann, einen Fischer, den sie an die See verloren hat als er nach einem Streit trotz Unwetter auf das Boot ging um zu fischen. Nachdem sie Ihrer Tochter, die in einem Ferienlager weilt, den Tod des Mannes und Vater verschweigt und die Formalitäten regelt, holt sie Sie aus dem Camp ab und beichtet. Julieta verfällt in eine schwere Depression.

Die Tochter kümmert sich bis zu Ihrem 18. Geburtstag aufopferungsvoll um Ihre Mutter, verlässt sie aber dann von einem auf den anderen Tag ohne eine Nachricht zu hinterlassen und verschwindet auf nimmerwiedersehn. Jahre vergehen ohne ein Lebenszeichen von Ihr.

Derweil lernt Julieta einen Mann kennen, verliebt sich in Ihn, will mit Ihm von Spanien nach Portugal ziehen.

Eines Tages, kurz vor dem Umzug, auf die Freundin mit der Ihre Tochter damals im Jugendlager war. Sie erzählt Ihr dass sie sie in der Schweiz gesehen habe, sie aber sehr merkwürdig und verändert gewesen sei. Sie Habe Mann und Kinder.

Abrupt wirft Julieta alle Ihr Pläne über den Haufen und stößt Lorenzo, Ihren Freund vor den Kopf. Sie will sich auf die Suche nach dem verlorenen Kind machen.

Immer wieder wird die Handlung durch Rückblicke und Retrospektiven unterbrochen. Man sieht wie Julieta Ihren Mann kennen lernt, erfährt etwas über Ihre Familie, die Eltern, welche vom Verschwinden der Enkelin nichts wissen. Dann der Schock, als Ihr Mann starb. All diese Fäden spinnt Almodovar exzellent durch den Kopf des Zuschauers. Unterlegt durch die gefühlvolle Musik und diesen wunderbar langsamen und unaufgeregten Kamerafahrten, ergibt sich eine sehr schöne melancholische Grundstimmung die den Film trägt. Schöne Totalen, gekonnte Retrospektiven. Almodovar gelingt es wunderbar jeder Zeitebene Ihren eigenen ganz persönlichen Touch zu geben. Motive aus anderen Filmen des Regisseurs wie ein Koma werden aufgegriffen. Sehr spannend anzusehen welch moralisches Grundkonstrukt der Regisseur hier gebaut hat. Der Generationskonflikt ist hier wunderbar über drei Ebenen Gespannt. Julieta merkt nicht wie sehr sie Ihre Tochter mit Ihrer Depression belastet. Als diese schliesslich nach einem Auslandsaufenthalt verschwindet und den Kontakt zur Muter offensiv abbricht bricht Julieta zum zweiten mal zusammen. Doch hier muss sie sich durch die fehlende Rückfallebene die vorher in Gestalt der Tochter da war zusammenreißen. Sie muss erkennen wie fremd Ihr Ihre Tochter doch geworden ist und wie sehr sie mit sich selbst beschäftigt war. Die Entfremdung zieht sich hier durch alle Generationen.

Nur langsam fügen sich nach und nach alle Puzzleteile zusammen und die Fäden aus der Vergangenheit verknüpfen sich zu einem schlüssigen Bild im hier und jetzt.

Julieta und Lorenzo sehen sich zufällig wieder und ein Unfall bedeutet ein weiteres einschneidendes Erlebnis für Julieta. Lorenzo nimmt sich Ihrer an und kümmert sich um sie.

Schließlich taucht ein Brief der verloren geglaubten Tochter auf. Julieta und Lorenzo machen siech nach 13 Jahren auf den Weg zu Antia…

Ja, was ist davon zu halten?

Viel! Almodovar schafft es hier einen sehr, sehr intelligenten Film zu bauen. Gefühlvoll, zart und zerbrechlich. Alle Rollen sind passgenau besetzt, vorallem die überragende Wandlungsfähigkeit von Emma Suarez überrascht auf ganzer Länge!

Dazu die perfekte musikalische Untermalung, die dezente Bildsprache, viele Kleinigkeiten die den Film noch eine Ebene höher hieven.

Nein, hier muss man unumwunden zugeben, Ich hatte sehr, sehr hohe Erwartungen an den Film und sie wurden noch übertroffen!

Lange nicht mehr habe Ich einen so herzlichen, gefühlvollen Film gesehen wie diesen!

Almodovar hat hier ein Meisterwerk abgeliefert!

Ohne einen einzigen Abstrich!

5

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Filed under Kinokritiken, Rezensionen

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