Buchrezension Nr. 17 Diane Broeckhoven „Ein Tag mit Herrn Jules“

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Titel: Ein Tag mit Herrn Jules

Autor: Diane Broeckhoven

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Allgemeines zum Autor

Diane Broeckhoven (* 4. März 1946 in Antwerpen) ist eine flämische Autorin und Journalistin.

Broeckhoven wuchs in Antwerpen auf. Ab 1967 arbeitete sie für die Zeitung De Standaard. 1970 ging sie nach Haarlem in den Niederlanden, wo sie als freischaffende Journalistin und Autorin tätig wurde. 2000 kehrte sie in ihre Geburtsstadt zurück.

Zu ihren Werken zählen vor allem Jugendbücher, in denen zum Teil bis dahin für dieses Genre eher unübliche Themenkreise wie etwa Tod und Krankheit, aber auch Adoption von Kindern aus der „Dritten Welt“ aufgegriffen werden. Neben diesen Jugendbüchern hat sie auch Bücher für Erwachsene verfasst. Das bekannteste von ihnen ist Ein Tag mit Herrn Jules.

Allgemeines zum Buch

Alice und Jules haben ein morgendliches Ritual. Und auch an diesem Morgen wird Alice geweckt vom Duft des Kaffees, den Ihr Mann schon zubereitet hat. Als sie jedoch zu Jules ins Wohnzimmer kommt, sitzt er tot auf dem Sofa. Alice beschließt, seinen Tod zumindest für einen Tag zu ignorieren. Doch dann taucht der kleine Nachbarsjunge auf, der wie immer um zehn Uhr eine Schachpartie mit Herrn Jules spielen will…

Inhaltsangabe

Alice und Jules sind seit zweiundfünfzig Jahren verheiratet. Jeder Morgen beginnt mit dem gleichen Ritual. Jules steht um 8 Uhr auf, deckt den Frühstückstisch und Alice steht auf sobald der Duft des frischen Kaffees das Schlafzimmer erreicht.

So auch an diesem Tag.

Alice geht in die Küche, Jules sitzt auf dem Sofa.  „Es hat geschneit“, sagt sie zu ihm und setzt sich neben ihn.

Doch Jules spricht nicht. Reglos sitzt er neben Ihr mit den Händen auf den Oberschenkeln.

Auf einmal begreift Alice was passiert ist. Jules ist tot.

Er hat den Frühstückstisch gedeckt bevor er auf dem Sofa friedlich entschwunden ist.

Alice fällt auf dass seine Füße nur mit Strümpfen bekleidet sind. Sie sucht die Pantoffeln und zieht sie Ihm an.

Diese Kleinigkeit muss sein damit die Situation in Ihrem Kopf nicht eskaliert.

Sie geht in die Küche trinkt Kaffee und frühstückt. Sie überlegt ob sie den Sohn anrufen soll. Doch der wird zur Arbeit sein.

Eine weitere Tasse Kaffee hilft die Gefühle zu unterdrücken.

Sie und Ihr mann hatten oft über das sterben gesprochen. Die Angst ein menschliches Wrack zu werden, dement und nutzlos zu sein. Das war für Jules bedrückend. Sie denkt da anders. An ein sorgloses Dasein in dem man sich um nichts mehr kümmern muss.

Der Tisch wird abgeräumt, es gilt das Mittagessen vorzubereiten.

Die Lammkoteletts die sie gekauft hat werden es wohl nicht werden. Warum nicht Krabben und Tomaten?

Nur kurz ist der Gedanke entschwunden, dass heute nur für einen gekocht werden muss.

Die Idee einkaufen zu gehen wird verworfen, was solle sie sagen wenn die Leute nach Ihrem Mann fragen der sie stets begleitet hatte?

Wenn die Maschinerie erst einmal eingesetzt hätte wäre sie Ihren mann in einer Stunde los. Für immer. Ein Mann mit einem Album voller Särge würde kommen und alles wäre aus.

Sie muss an David denken, den autistischen Nachbarsjunge der mit seiner alleinerziehenden Mutter Bea bei Ihnen im Haus wohnt. Jeden Tag um 10 Uhr kommt er um mit Herrn Jules Schach zu spielen. Alice muss sich etwas einfallen lassen.

Das Telefon klingelt, es ist Bea. Ein Notfall in der Familie. Ob der Junge heute etwas früher kommen kann.

Dem Jungen erklärt sie Herr Jules sein krank. Sie werde mit dem Jungen heute Dame spielen. Er versteht diese plötzliche Umstrukturierung nicht und fängt an zu schreien. „Herr Jules ist nicht krank. Herr Jules ist tot“, sagte David. „Ja“, gab Alice zu. „Ich weiß.“

David setzt sich an das Schachbrett und übernimmt nun auch den Part von Herrn Jules, spielt seine Züge.

Als die Nachbarin Ihren Sohn holt fürchtet Alice um der resoluten Bea dass alles vorbei sein könnte. Sie würde ohne zögern die Maschinerie in Gang bringen. Der Mann mit dem Album voller Särge.

Doch der Junge bewahrt Ihr Geheimnis. „Herr Jules hat heute gewonnen!“ berichtet er stolz.

Nach zwei Gläsern Wein setzt sich Alice auf das Sofa zu Ihrem Mann und nickt ein. Dann erzählt sie. Sie weiss dass er sie vor dreißig Jahren mit Olga betrogen hat. Er plante mit Olga wegzufahren. Es war eine Arbeitskollegin von Ihm. Sie hatte damals Ihren Ehemann angerufen und die Karten aufgedeckt.

Sie erinnert sich an eine Reise vor Ihrer Hochzeit. In Paris hatte sie eine Fehlgeburt. Sie wusste nicht dass sie schwanger war.

Das Telefon klingelt wieder. Bea berichtet dass sie einen Babysitter für David brauche. Der Junge kommt wieder vorbei und schaut sich den Toten an. „Herr Jules ist weg. Das ist die Hülle von Herrn Jules“, sagte er.

David macht Pfannkuchen für Alice und sich. Er macht das Geschirr, setzt sich neben Herrn Jules auf das Sofa und schläft ein.

Bea ruft später aus dem Krankenhaus an, Ihrer Mutter geht es besser doch wegen dem Schnee kann sie nicht nach Hause fahren und bleibt über Nacht bei Ihr in der Klinik. Alice macht den Vorschlag dass der Junge bei Ihnen bleiben kann über Nacht. David schläft neben Alice im Ehebett.

Als sie am Morgen danach aufwacht ist das Bett neben Ihr leer und in der Küche duftet es nach frischem Kaffee…..

Was Ich von dem Buch halte

Die nicht ganz einhundert Seiten lassen sich zwischendurch mal schnell weglesen. Es ist nicht nur deswegen ein Buch dass man immer einmal wieder lesen kann.

Die Autorin beschreibt darin so etwas alltägliches wie den Tod eines geliebten Menschen. Liebevoll zeigt Sie eine Sittuation die jeden auf einmal unvermittelt treffen kann und beschreibt in leisen Tönen ein Abschied nehmen von einem geliebten Menschen.

Es kommt das Erinnern, das Verzeihen, das Vergessen und schliesslich das Gefühl doch alles richtig gemacht zu haben. Wer bei diesem Buch nicht ein klein wenig Tränen in den Augen hat, der hat den Sinn der Geschichte nicht verstanden.

Fazit

Ein wundervolles Buch. Leise und ruhig erzählt es vom Abschied nehmen und von Trauer und Schmerz.

Es zeigt einen ungewöhlichen, respektvollen Übergang uns Jenseits und erinnert uns nicht nur daran wie vergänglich alles ist sondern auch daran dass vieles nun nicht mehr so wichtig ist.

Wertung

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