Gedankenspiele

Ja, so ist das. Man fasse einen Plan, will ins Bett gehen und der Kopf quillt über vor Gedanken.

Was macht man da? Man kocht sich einen Tee, schmiert sich ein Wurstbrot und setzt sich an den Küchentisch um seine Gedanken niederzuschreiben.

Ja, was ging mir durch den Kopf?

Ich hatte heute Mittag mit meinem Onkel eine interessante Unterhaltung über Amerika und die Amerikaner. Immer wenn in unserer Familie das Tehma aufgekommen ist waren das die „Scheiss Amis“, die „Umweltverschmutzer“, „Die mit ehre bleede Fliecher“ (Wir wohnen sehr nahe an Ramstein Airbase, dem grössten Stützpunkt der Army ausserhalb der USA) und so weiter und so weiter.

Doch irgendwie kamen wir zu dem Gedanken, „Warum muss man eigentlich immer alles verteufeln und schlechtheissen was man nicht versteht oder nur weil man anderer Meinung ist?“

Und da möchte Ich nun ansetzen.

So sprachen wir z.B über die Waffenlobby in den USA und woher diese one Man one Gun Mentalität herkommt, oder warum Amerika so ein uneinheitliches Wahlsystem mit Lochkarten, Stimmzetteln oder Wahlautomaten hat. Oder auch darüber warum man dort so ein kompliziertes Wahlmännersystem hat um den Präsidenten zu wählen und, und, und…

Wir sprachen über Gesundheitspotitik und über große Autos, über die Todesstrafe und das Justizsystem, über die Vielfältigkeit und aber auch über manche engstirnigkeit.

Abschliessend konnte man sagen dass so ein riesen großes Land (das immerhin fast 30 mal so gross ist wie Deutschland!) ziemlich schwer zu regieren sein muss und man anscheinend in den letzten paar hundert Jahren ein System gefunden hat mit dem dies einigermaßen demokratisch möglich ist. Es geht auch anderster, siehe Russland.

Das Problem an der Sache ist dass wir uns mit den gewachsenen Strukturen dort nicht auskennen. Wir können nicht verstehen dass eine Gesundheitsreform in den persönlichen Freiraum eines jeden einzelnen eingreift und Ihn einengt. Wir verstehen nicht warum man sich niemals auf ein zentrales Einwohnermeldesystem wie in Deutschland einigen könnte weil das als zu starke Staatliche Kontrolle gewertet werden würde. Auch können wir nicht verstehen warum man in einem so westlich eingestellten Land immer noch an der Todesstrafe festhält und das nicht abschafft weil wir die Hintergründe entweder systematisch ausblenden oder weil wir uns gegen das verstehen sträuben.

Sicher Ich bin auch kein Fan vom amerikanischen Strafsystem, auch Ich denke dass es besser ist wenn man das ganze wie in Deutschland nicht auf Bestrafung sondern auf Rehabilitation auslegt. Doch in Amerika funktioniert es. Warum dann soll man das ändern. OK, die haben eben ein Problem mit Abtreibungen, Ich nicht, doch muss man das einfach so respektieren wie es ist. Denn wir als Aussenstehende können das nicht verstehen.

Wenn man sich die Geschichte der USA ansieht und sieht auf welchen Wurzeln dieses Land fußt, es sind überwiegend christliche Werte die von Europa mit den Auswanderern nach Amerika getragen wurden, und sich dort eben in eine ganz andere Richtung entwickelt haben als hier. Dieses Land baut auf Eroberung, auf Selbstschutz, auf seine Macher und auf seine Helden auf.

Aber nur deswegen weil ein Land eine andere Entwicklung hat muss man das ganze doch nicht Tag für Tag schlechtreden.

Mittlerweile habe Ich das „System USA“ ein wenig besser verstanden als noch vor ein paar Jahren und Ich muss sagen dass mir die radikalisierte Meinung von Teilen meiner Familie seither ziemlich auf den Keks geht. Leben und leben lassen heißt es doch. Oder?

Jetzt weiß Ich nicht mehr was Ich sonst noch schreiben könnte und mache mir noch ein Brot und einen Tee bevor Ich (vielleicht) wieder ins Bett gehe.

Gute Nacht.

 

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