Konventionen

16.12.2022

Morgen ist die kirchliche Hochzeit meines Cousins. Er hat mich gebeten als sein Trauzeuge zu fungieren. Einer Aufgabe, der Ich (innerlich) nur widerwillig zugestimmt habe, denn Ich bin eigentlich Agnostiker.

Nungut, Ich tu Ihm den Gefallen. Ich hab mich einfach nicht gertraut, Ihm das abzuschlagen. 

Dass Ich mir nun noch bis morgen um eins einen Trauspruch überlegen muss, nun ja…

Anyway.

Was mich in dem Zusammenhang aber auch beschäftigt sind Konventionen, die einfach mal so sind wie sie sind weil sie schon immer so waren.

Als mein Cousin im Sommer standesamtlich geheiratet hat, musste Ich mir erst mal ein Hemd kaufen, da Ich keines besaß (das mir noch passt und das nicht karriert ist – also soll heissen, Ich hab zwar Hemden aber die sind alle kariert UND lassen sich nicht mehr schliessen). Nun hab Ich vor Schreck festgestellt, dass Ich da damals nicht ein Hemd mit langen und eins mit kurzen Ärmeln bestellt habe sondern zwei Hemden mit kurzen Ärmeln. 

Das ist, bei einer Hochzeit im Winter bei Schnee in einer (vermutlich) ungeheizten Kirche nur so semi-optimal.

Dazu kommt, dass Ich nur eine einzige Jacke habe (die passt), welche eine grüne M65-Replika ist. Auch nicht gerade so kirchentauglich. 

Nun gut, was solls.

Diese beiden Umstände haben mich darüber nachdenken lassen, wie das eigentlich so mit so “Konventionen” ist, also Dingen die man so macht, weil das schon immer so war. 

Eigentlich besitze Ich, abgesehen von zwei schwarzen Kurzarmhemden und einigen karierten Hemden die aber wie gesagt nicht mehr passen, nur schwarze T-Shirt, mehrheitlich mit Motiven aus meiner Lieblingsserie “Breaking Bad”. 

Nun könnte man ja mal darüber nachdenken, warum Ich meinen Cousin (wenn man mal von der Kälte einer im Winter unbeheizten Kirche absieht) nicht in einem T-Shirt auf dem die Herstellung von Drogen verherrlicht wird, an den Altar führen kann. 

Warum gibt es immer noch solche Anlässe in denen “die Gesellschaft” einen dazu “zwingt” bestimmte Konventionen (hier: “ordentliche” Klamotten) zu befolgen? Warum ist man hier angehalten sich zu “verbiegen” und etwas darzustellen, was man eigentlich nicht ist? Und: Warum hat man (oder besser gesagt Ich) nicht den Mut dagegen anzureden oder scheut gar ganz die Diskussion (die es vielleicht sogar gar nicht gibt)? 

Ich meine es gibt ja so Hochzeiten, wo man mit dem Motorrad in die Kirche fährt und dann alle “Kutte” oder ähnliches anhaben. Aber auch das ist irgendwie “Uniform”. Es kommen dann alle im Anzug / Kostüm, alle in Kutte, alle im orangenen Gewand. 

Täuscht mich da der Eindruck der Uniformität? Ich weiss es nicht. 

War ja auch nur so ein Gedanke…


Nachtrag:

Ach ja, Ich bin mir zu 100 % sicher, dass es morgen folgenden Dialog geben wird:

Mama: Warum hosche donn e Hemm mit kerze Ärmel oon? 

Philipp: Ei weil Ich gedenkt hon, dass Ich mer domols fer die Hochzet im Summer ääns mit kerze unn ääns mit longe Ärmel kaaft hon. Awwer onschoinend hun Ich mer zwää mit kerze Ärmel kaaft. Do hon Ich gar nimmi dra gedenkt. 

Mama: Awwer du kunsch doch jetzt net mit kerze Ärmel in die Kerch gehe! Do is doch kalt!

Philipp: Hosche e besseri Idee? 

Mama: Ei nää! Aber… Ach mann, du machsch immer e Zeich!


Nachtrag 2, 24.12.2022:

Leider hat es diesen Dialog doch nicht gegeben, hätte aber sein können…

Und den Trauspruch hab Ich auch nicht gebraucht..

Ach ja und wie vermutet war das mit dem Hemd mit kurzen Ärmeln tatsächlich keine gute Idee im Winter. Ich hatte zwar einen Hoodie drüber, muss mir an dem Tag aber in der kalten Kirche und später dann bei der Feier in unserem einfach nicht warm zu kriegenden Wintergarten eine üble Erkältung weggeholt haben, die Ich erst heute am Heiligabend fast überstanden habe…

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