Eierlos

Ich versuche ja im Moment aus hier schon geschilderten Gründen relativ Nachrichtenlos zu leben. Doch so ganz ohne geht es ja nicht: Die Mama erzählt einem “hast du schon mitbekommen…”, Spiegel Online pusht irgendein Ukraine-Zeugs oder, so ging es mir eben, mein Firefox-Browser auf dem Firmenrechner zeigt mir, wenn Ich einen neuen Tab öffne, verschiedene Nachrichten an.

Es war irgend ein FAZ Artikel mit den Schlagwörtern (Haha, SCHLAGwort, witzig lesen Sie gleich!) Will Smith und Ohrfeige der meine Aufmerksamkeit erregte. Darin stand dass Herr Schmitt dem Komiker Chris Rock, der auf der Oscar Verleihung gerade eine Rede gehalten hat, eine “Watschn” gegeben hat, weil der sich zuvor über den Haarausfall von Will Smith Frau lustig gemacht hat. 

Spiegel Online schreibt dazu,

Zitat: “»Jada, ich liebe dich«, sagte er. Er könne es kaum erwarten, sie in der Fortsetzung des Films »Die Akte Jane« zu sehen. – Sie verdreht die Augen, er schlägt zu. Zum Hintergrund: Im Original von 1997 spielte Demi Moore mit kahl geschorenem Kopf die Hauptrolle. Und Jada Pinkett Smith erschien zur Oscarverleihung nun ebenfalls mit Glatze. Ende des vergangenen Jahres hatte sie bei Instagram über ihre Erkrankung berichtet, durch die ihr die Haare ausfallen.” 

und weiter 

Zitat: “Die Frisur war also kein modisches Statement, sondern geht auf eine Erkrankung zurück – was erklären dürfte, warum die Worte von Chris Rock nicht gut ankamen. Smith lachte zunächst über die Aussage, während seine Frau ihre Augen verdrehte. Dann allerdings lief Smith auf die Bühne – und schlug Chris Rock mit flacher Hand ins Gesicht.”

sowie

Zitat: “Den Zuschauerinnen und Zuschauern im Saal sah man die Verwirrung an. War das Ganze einstudiert? Ein Gag? Eher unwahrscheinlich, denn nachdem Smith wieder Platz genommen hatte, schrie er mit wütendem Gesichtsausdruck in Richtung Chris Rock: »Nimm den Namen meiner Frau nicht in deinen verdammten Mund.« Dabei nutzte er im Original das im US-Fernsehen verpönte Wort »fucking«, das in der US-Übertragung mit einem Piepton übertönt wurde.”

Zitate Ende.

Wie man nun der Presse entnehmen kann (Spiegel Online hat alleine mittlerweile SECHS (6!) Artikel zu dem Thema veröffentlicht) fanden das die Verantwortlichen der Oscar Gala nicht so dolle. 

In weiteren Artikeln zu dem Thema stand dann dass Will Smith sich wohl mit den Worten “Mein Verhalten war inakzeptabel und unentschuldbar” auf Instagram entschuldigt hatte und dass er sich in der Dankesrede, die er hielt weil er einen Oscar für seinen Film gewonnen hatte, ebenso unter Tränen bei den Verantwortlichen der Gala aber nicht bei Chris Rock für sein Verhalten entschuldigt hat. Das allerdings liess mich dann allerdings doch ein wenig meine rechte Augenbraue hochziehen. 

Eierlos, war in der Tat das erste Wort das mir in den Kopf kam. 

Die “üblichen Verdächtigen”, um mal bei einer Hollywood Metapher zu bleiben, kamen hier natürlich gleich aus Ihren Löchern: Die Comedienne Amy Schumer, eine der Moderatorinnen der Gala schrieb sie sei noch immer traumatisiert. Zitat: “Ich liebe meinen Freund Chris Rock, und ich finde, er ist damit professionell umgegangen. Sie sei noch immer schockiert und traurig. Auch Wanda Sykes äußerte sich ähnlich: Sie habe sich körperlich krank gefühlt. Zitat: “Ich bin immer noch ein bisschen traumatisiert. SPON schreibt hier, Zitat: “Ihrer Meinung nach hätte Smith nach der Ohrfeige aus dem Saal begleitet werden müssen – und es hätte ihm verboten werden sollen, seinen Oscar anzunehmen. Das habe die falsche Botschaft gesendet, sagte Sykes.”

All das las Ich nun mit mehr oder weniger grossem Unverständnis. 

Laut weiterer Berichterstattung hätten die Show-Verantwortlichen Smith aufgefordert den Saal zu verlassen, was der aber nicht tat. Auch hier war mein Gedanke zuerst: WTF! Was soll das? Ich hätte als Verantwortlicher Chris Rock am Schlafittchen gepackt und achtkant auf die Straße geschmissen nach so einer dreisten Unverschämtheit. 

Im neuesten Artikel den Ich zu dem Vorfall finden konnte schrieb SPON dann dass die Polizei Will Smith festnehmen wollte. Ein Produzent der Show wird zitiert mit den Worten: “Sie sagten, ›wir werden ihn holen, wir sind bereit, ihn jetzt sofort abzuholen. Sie können Anzeige erstatten.”

Ja, da wusste Ich dann auch nicht mehr was Ich davon halten soll. Um wieder mal einen schlechten Wortwitz zu bemühen: Ich dachte Ich sei im falschen Film (Sie wissen schon: Hollywood, Oscars, Film und so! Ha, ha!).

Anzeige erstatten? Wegen was denn bitteschön?

Damit man mich nicht falsch versteht möchte Ich hier gleich mal sagen dass auch Ich Gewalt nicht für tolerabel halte, dass Ich glaube dass Gewalt keine Lösung ist und auch keine Probleme löst sondern nur neue schafft und dass auch Ich das Wort für das weit schärfere Schwert halte als die Gewalt.

ABER:

War das, was man hier sehen konnte, denn “Gewalt”? 

Ich hab mir das Video von dem Zwischenfall angesehen. Man kann da leider nicht genau erkennen was Will Smith da gemacht hat. Im Video sieht es so aus, und es hört sich auch so an, als wäre das keine Ohrfeige mit der flachen Hand gewesen sondern eher ein lockerer Faustschlag. Direkt nach dem Schlag dreh er sich um und verlässt die Bühne wieder. Nachdem er sich wieder hingesetzt hatte rief er das oben schon genannte Zitat in den Saal: »Nimm den Namen meiner Frau nicht in deinen verdammten Mund.«.

Nun gut: Egal aber ob “Watschn” mit der flachen Hand oder ein lockerer Faustschlag (soweit Ich das in Erfahrung bringen konnte musste Chris Rock danach nicht zum Zahnarzt) – Ich jedenfalls kann die Reaktion von Will Smith verstehen. Ich weiss nicht ob Ich genauso gehandelt hätte, vermutlich nicht, denn Ich bin kein solch impulsiver Charakter. 

Ich weiss nichts genaues über die Frau von Will Smith oder über die Schwere Ihrer Krankheit aber Ich kann verstehen, dass wenn man einen Menschen liebt und mit Ihm den Verlauf einer Krankheit durchleidet in der es vielleicht Höhen und Tiefen gibt, dass man dann bei einer solchen verbalen Entgleisung die Fassung verliert, das ganze persönlich nimmt und keinen Unterschied macht ob der Gegenüber das Gesagte auf einen Selbst oder auf einen “Teil von einem selbst”, hier in Form der geliebten Ehefrau, bezieht. 

Ich hätte vor Will Smith den Hut gezogen wenn er auch im Nachhinein dabei geblieben wäre dass seine Reaktion korrekt war und sich nicht unmittelbar in seiner Dankesrede bzw. danach auf Instagram für sein Verhalten entschuldigt hätte. 

Und Ich sage es erneut: Das hier war für mich keine “Gewalt” das war ein de Gegenüber “den Kopf zurechtrücken” weil er übelste Scheisse gelabert hat. 

Verstehen kann Ich seine Entschuldigung im Nachhinein aber schon: Er hat schliesslich eine Karriere zu verlieren. Ich traue dieser ganzen “woken” (Ich hasse dieses Wort) Hollywood Gesellschaft zu, dass man Ihn nach einem solchen Vorfall, wenn er nicht danach durch den Schlamm kriecht und sich selbst öffentlich geisselt, dass man Ihn auf eine “schwarze Liste der nicht mehr akzeptablen Personen” gesetzt hätte. Ich bin gespannt, wie sich das in den kommenden Wochen und Monaten noch weiter entwickelt. 

Verwunderlich ist nun auch nicht, dass es kaum Beschwerden über die doch ziemlich heftige verbale entgleisung von Chris Rock gab. Er kann sich als reuiges Opfer stilisieren, obwohl das eigentliche Opfer doch wohl hier eher Jada Pinkett Smith ist…

Ja, was soll Ich nun abschliessend davon halten. Wenn Ich so darüber nachdenke, muss Ich zugeben, dass nun auch Ich das Verhalten von Will Smith falsch finde. Wäre Ich an seiner Stelle gewesen, Ich hätte Chris Rock so dermassen in die Eier getreten dass er die Englein im Himmel hätte singen hören…

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