Wollt Ihr die totale Finanztransaktionskontrolle?

Ja, gerade hat mir mein Browser diesen Artikel in den Feed gespült. Es geht mal wieder um die Begrenzung von Bargeldtransaktionen. 

Wie wir alle wissen gibt es ja ganz viele Menschen die nichts gutes im Schilde führen und Geld aus illegalen Geschäften waschen wollen. Das ist meistens Bargeld. Das meine Ich übrigens ganz ironiefrei – Ich sehe das als wirklich dringendes Problem an!

Nun will die EU ein europaweites Limit für Bargeldzahlungen von 10.000 € einführen. In dem Artikel steht: “In den meisten Ländern Europas gibt es bereits Höchstgrenzen für Bargeldzahlungen – in Griechenland ist beispielsweise bei 500 Euro Schluss, in Kroatien bei 15 000 Euro. Keine Limits setzen bislang Staaten wie Deutschland, Österreich, Luxemburg und Zypern. Die EU-Kommission will nun, dass alle Mitgliedstaaten ein Verbot von Barzahlungen über 10 000 Euro durchsetzen. Staaten, die ein niedrigeres Limit eingeführt haben, können dieses beibehalten.”

Und weiter: “Barzahlungen in fünfstelliger Höhe dürften für die meisten Verbraucher Seltenheitswert haben. In bestimmten Bereichen allerdings könnten Obergrenzen Probleme bereiten, etwa beim Gebrauchtwagenkauf. Viele Verkäufer dürften sich dabei ungern auf die Zusage verlassen, das Geld werde überwiesen. Auch hohe Mietkautionen werden mitunter bar gezahlt. Solche Geschäfte könnten jedoch auch unter den verschärften Bedingungen möglich sein: „Diese Obergrenze gilt nicht für private Transaktionen zwischen Privatpersonen“, heißt es in einem Entwurf für die Verordnung. Schon jetzt gibt es in Ländern mit Obergrenzen für Barzahlungen teils Ausnahmen für Geschäfte zwischen Privatleuten.”

Halten wir also fest: 

  • Es betrifft nur Transaktionen bei denen mindestens eine Person geschäftlich handelt
  • Aussnahmen sind weiter möglich

Da frage Ich mich doch: Was soll das? Entweder Ich mache etwas gleich richtig oder Ich lasse es ganz sein. 

Fangen wir doch mal mit der Obergrenze an sich an: Warum 10.000 €? Mir würde 500 reichen, 1.000 würde Ich aber auch gerade noch so akzeptieren. Mir fällt auf die schnelle kein Grund ein warum Ich bei einer Transaktion eine so hohe Summe in Bar zahlen soll. Mein Vater hat früher immer den dreiwöchigen Sommerurlaub im Schwarzwald beim Pensionswirt in Bar gezahlt, das aber auch nur weil das eine private Ferienwohnung war – ansonsten kann Ich mich nicht erinnern dass bei uns im Haushalt je mit so viel Bargeld um sich geschmissen wurde. Ein Autokauf? Gut: Bei einem Händler sollte der Überweisungskauf Standard sein. Ein Privatverkauf? Hat man hier die Angst dass entweder der Käufer zahlt und der Verkäufer nicht liefert oder dass der Verkäufer liefert und der Käufer nicht zahlt? Vielleicht kann man ja für genau so einen Fall einen Treuhänderservice bei einer Bank oder so einrichten. Übergabe erst wenn das Geld beim Treuhänder ist und Auszahlung erst wenn der Käufer die Übergabe bestätigt hat oder so. Da lässt sich sicher eine Lösung finden. Dann die Mietkaution: Hier fallen mir noch weniger Gründe für Bargeld ein. Keine Kautionsüberweisung – keine Wohnung. Wo ist da das Problem?

Zitat: “Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann sieht eine Beschränkung von Barzahlungen auf 10 000 Euro kritisch. „Bislang gibt es keinen wissenschaftlich fundierten Beleg, dass mit Barzahlungsobergrenzen das Ziel erreicht wird, Geldwäsche zu bekämpfen“, sagte Beermann kürzlich der Deutschen Presse-Agentur.”

OK, dann lasst uns doch dazu mal eine Studie machen. Wie wäre das denn? 

Zitat weiter: “Beermann sieht die Gefahr, dass ein solches Limit „vor allem auch den ehrlichen Bürger trifft“. Deutschlands oberster Verbraucherschützer, Klaus Müller, hatte zudem schon vor Jahren gewarnt, ein Bargeldlimit öffne „das Tor für eine absolute Kontrolle der Verbraucherinnen und Verbraucher“. Das Recht auf anonymes Einkaufen müsse berücksichtigt werden.”

Da stelle Ich immer die Gegenfrage: was soll Ich denn anonym einkaufen? Ausser der Spitzenunterwäsche für meine Affäre oder das gemeinsame Hotelzimmer während meiner “Geschäftsreise” fallen mir da wenig legale Sachen ein. Und soweit Ich weiss werden “Puffsausen” mit “Koks, Nutten und Champagner” ja immer über die dienstliche Kreditkarte gebucht, oder?

Die Frage ist doch eher ob man hier nicht Gesetze erlassen sollte die diese Daten besser schützen. Ausserdem: Wo ein Wille ist, ist immer auch ein Weg. Wenn Kriminelle Schwarzgeld verschleiern wollen oder verschieben möchten finden Sie immer einen Weg, man sollte es Ihnen aber so schwer wie möglich machen. 

Ich persönlich muss zugeben dass mir dieser deutsche Bargeldfetischismus schon immer suspekt war. Mittlerweile gebe Ich nur noch sehr wenig Bargeld aus. Mein Haushaltsbuch sagt mir z. B. dass Ich von Anfang Januar bis Ende Juni diesen Jahres 560 € an Bargeld ausgegeben habe. Das lag aber daran, dass Ich zu Weihnachten und zum Geburtstag Bargeld geschenkt bekommen habe oder von meiner Mutter was zu meiner Autoreparatur Anfang des Jahres “zugeschossen” bekommen habe. So kann man z. B. 64 € an Taxigebühren, 55 € an Benzin, 145 € an “Einkäufen” (Lebensmittel, Haushaltswaren, etc.) und 230 € an Werkstattkosten abziehen, die Ich normalerweise nicht bar gezahlt hätte. Somit wären wir für die erste Jahreshälfte bei einem Bargeldbedarf von 57 €, das sind nicht mal 10 € Bargeld die Ich im Monat bräuchte und die gehen meist für Sachen drauf die Ich nur bar zahlen kann: Imbissstand, Döner und die Bäckerei sind da 99 % der Ausgaben. Alles andere mache Ich per Karte. Und Ja, es regt mich jedesmal auf dass Ich meine Brötchen, meinen Döner und meine Bratwurst nicht mit Karte zahlen kann…

Ansonsten kann Ich mich erinnern dass Ich die Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke in Form von “Fuffies” im letzten Jahr bis in den Sommer mit mir rumschleppte. Ich glaube Ich war im Juni oder Juli 2020 das erste mal wieder am Geldautomaten.

Ich kann im unbaren Zahlen auch viel mehr Vorteile erkennen:

  • Das bezahlen an der Kasse geht schneller (Wir denken an die Oma bei bei Aldi die die “14,29 € passend hat”! Arrrrgh!).
  • Wenn man die Karte verliert ist das Geld meistens nicht unwiederbringlich verloren – anders als bei Barmitteln.
  • Die Kreditkarte kann “nass werden” – erinnern Sie sich noch an diese VISA Werbung aus den 90er Jahren – “die Freiheit nehm Ich mir” wo der “heiße Feger” vom Boot ins Wasser springt um dann am Strand die Sonnenbrille mit der Kreditkarte die im Badeanzug steckte zu zahlen?
  • Man hat eine bessere Kontrolle über die Ausgaben: Wenn Ich mir eine Bratwurst kaufe oder einen Döner muss Ich es mir umständlich aufschreiben um es später ins Haushaltsbuch einzutragen. Wenn Ich mit Karte zahle steht es auf dem Kontoauszug.

Bargeld hat für mich dagegen nur Nachteile: 

  • Ich muss einen Geldautomaten finden vor dem Ich mit meinem Auto parken kann ohne dass Ich noch x Meter dorthin laufen muss
  • Ich hab das Geld dann “nutzlos” in der Tasche und kann es z. B. nicht für online-Käufe verwenden
  • Die Scheine sind meist viel zu gross, denn Ich kann als jemand der sein Konto bei der Sparkasse in Kaiserslautern hab beim Geldabheben bei der Sparkasse in Dresden keine Stückelung auswählen
  • Es sammelt sich über die Zeit zu viel “Kupfer” im Geldbeutel an mit dem man nichts anzufangen weiss

und so weiter…

Daher finde Ich es gut dass trotz all dem Mist den die Coronakrise mit sich brachte die Leute mal ein wenig mehr angefangen haben darüber nachzudenken wie man in seinem Alltag so bezahlt. 

Mittlerweile bin Ich sogar so weit dass wenn Ich in einem Laden etwas nicht unbar kaufen kann (abgesehen von Döner oder vom Imbiss oder vom Bäcker) Ich dann das dort auch moniere und im Zweifel nichts kaufe. Pech gehabt!

Die Chance sehe Ich vorallem in der Zeit wenn zumindest mal alle Prä-Boomer ausgestorben sind und mehr junge Menschen die mit alternativen Zahlungsmitteln wie PayPal oder Apple Pay gross geworden sind nachrücken. 

Ansonsten ist diese “Bezahlmisere” auch wieder ein typisches Beispiel für das von mir gerne so mit übergrossen Gänsefüsschen betitelte “Digitalland Deutschland” in dem das Internet anscheinend teilweise immer noch Neuland ist…

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